Volltext: Geschichte des regulirten lateranensischen Chorherrenstiftes des heiligen Augustin zu Reichersberg in Oberösterreich

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P™i>ft Reichersberg nach Einvernehmen seiner Brüder au3 
deren Mitte taugliche Pfarrer aufzustellen freie und unbeschrankte 
Gewalt haben solle, jedoch in der Art, daß außer den Laien¬ 
brüdern wenigstens drei Chorherren daselbst reftbiren. Sollten 
sich dieselben in der Seelsorge, in Beobachtung der Ordensdisciplin 
oder wie immer gegen das Kloster oder den Propst verfehlen, so 
dürfe dieser selbe, wofern sie auf seine Ermahnung sich nicht 
bessern, nach Einvernehmen seiner Brüder augenblicklich abrufen 
und durch geeignetere ersetzen. Am 9. März desselben Jahres 
verlieh auch Herzog Leopold von Oesterreich und Steyermark auf 
Verwendung des Schaffners Ortolf dem Stifte in einer zn Neu- 
burg ausgefertigten Urkunde') zu Ehren der seligsten Jungfrau 
Maria und des heiligen Erzengel Michael und zum Seelenheile 
seines Vaters Leopold, seines Bruders Friedrich und aller seiner 
Voreltern die Mauthfreiheit so weit sein Gebiet reicht, und Kaiser 
Philipp nahm zu Nürnberg am 24. Mai 1205 auf die Bitte 
Leonhards und des Erzbischofes Eberhard von Salzburg Reichers- 
berg in seinen unb in des Reiches Schutz und bestätigte demselben 
alle Privilegien, welche sein Vater unb Bruber, bie Kaiser Frieb- 
rich I. und Heinrich VI. dem Stifte ertheilt hatten '). 
Im nämlichen Jahre noch legte Propst Leonhard seine Würde 
nieder und begab sich mit Einwilligung des Convents in das 
Chorherrenstift Oberndorf in Kärnthen, wo er starb, nachdem er 
selbem Stifte durch einige Jahre als Propst vorgestanden. Was 
ihn hiezu mag bewogen haben, kann nicht angegeben werden. 
Ohne Zweifel mögen, wie allenthalben mehr oder weniger, so 
auch hier — eine verderbliche Wirkung jener bösen, zwiespältigen 
Zeit die Bande der Disciplin sich mehr gelockert und in Folge 
dessen im Innern bes Stiftes Verhältnisse obgewaltet haben, bie 
beit Pröpsten ihr Amt verleibeten unb in vielen berfelben ben 
Entschluß hervorbrachten, basselbe nieberznlegen. Unb so kam es 
denn, daß sich hier in der kurzen Zeit von 1175 bis 1205, 
binnen 30 Jahren, sieben Pröpste folgten, von denen fünf frei¬ 
willig ihrer Würde nach kurzer Zeit wiederum entsagten. 
') Original.
	        
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