Volltext: Beschreibung des Ortes Rab und dessen Umgebung

227 — 
imbiß genommen, die billige Rechnung beglichen, und von dem Wirthe 
mich verabschiedet hatte, schritt ich zum Markte hinaus, der Kastanien— 
Allee zu, die sich im prachtvollen Blüthenschmucke zeigte; unter dem 
spitzbogigen Gewölbe dieses Naturdomes wandelnd, sog ich in gierigen 
Zügen die vom lieblichen Blüthendufte geschwängerte Morgenluft ein; 
ein eminenter Genuß für Leib und Gemüthl! 
Des lieblichen, zu einem harmlosen Stillleben ganz geschaffenen, 
Maria-Brünnl ansichtig geworden, konnte ich nicht umhin, das von 
F. M. am 1. Juli 1856 auf dieses Kirchlein und dessen getreuen 
pfleger verfaßte Gedicht zu rezitiren, und das ich Dir hiemit mittheile. 
„Zur Feier der Genesung, und des 5. Jahrtages der Sekundiz 
des Hochwürdigen, Vielverehrten Herrn Kas par Kaltenegger, wirk— 
lichen Konsistorialrathes und Benefiziaten in Maria⸗Brünnl, von einem 
seiner Freunde in treuer Liebe geweiht. — 
Maria mit dem geueigten Haupte. 
Sieh das Kirchlein dort im Grünen In des Lebens Buch geschrieben 
Freundlich leuchten in das Thal! Ist's bei Gott, was Er gethan 
Kannst so herzlich bethen drinnen Mehr zu sagen, würd' betrüben, 
Zu Maria allzumal; Den bescheid'nen alten Mann. 
Durch sie fließt der Gnaden Quelle 
Erdenpilgern reichlich zu, 
Wie das Brünnlein rein und helle 
Immer fließet sonder Ruh! 
Für Ihn fleht' ich einst im Stillen, 
Dorten vor dem holden Bild: 
„Möchten fünfzig Jahr' sich füllen 
Seines Priesterthums!“ — Mild 
Scheint Maria sich zu neigen, 
Mit den Augen winkt sie mir, 
Um mir gnädig anzuzeigen: 
„Was Du fleh'st, geschehe Dir!“ — 
Wenn da fromme Waller bethen, 
Und ihr schönes Bildnis schauen, 
Sei es auch in schweren Nöthen 
Sichtlich wachset ihr Vertrauen; 
Denn die Hehre s cheint zu nicken, 
Mit dem Haupte neigt sie sich — 
Mutterlieb in ihren Blicken 
Winkt sie: „Ich erhöre Dich!“ — 
Bei diesem Kirchlein dient seit Jahren 
Gott dem Herrn ein edler Greis; 
Dessen Liebe hat erfahren 
Jeder, der Ihn kennt und weiß. 
Und zum Jubelfest dem frommen, 
Nach der Jüngerzahl des Herrn 
Zwei und siebzig Priester kommen 
Frendig her von Nah und Fern. 
Und die Thräne stiller Freuden 
Netzt des Greises Angesicht — 
Seine Demuth sagt bescheiden: 
„So viel' Lieb' verdien' ich nicht.“
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.