24?
unternommene Beschäftigung zuweilen wenigere Zeit den geist»
lichen Uebungen gewidmet habe/ dennoch durch Eure/ Christ»
Eurem Bräutigame sehr wohlgefälligen Gebethe/ großer Lohn
vorbehalten sey und daß ich gewürdiget werde/ Eure Gesänge
im Paradiese mit anzuhören/ obschon es mir nicht gegönnt ist
selbst zu singen, wenn Ihr dem göttlichen Lamme dahin fol
gen werdet/ wohin es immer gehen wird; und wenn Ihr, als
jungfräuliche Bräute Eurem jungfräulichen Bräutigam mit
dem goldreichen Kleide angethan, und geziert mit Kronen,
womit er Euch am Tage der Feher und der Freude krönen
wird, aus ganzem Herzen preisen werdet.
Leset also dieses Werk, daS ich Euch zu Liebe geschrieben
habe, fleißig, damit Ihr, wenn Ihr die zarten Blüthen welt
lichen Wissens aus der Grammatik werdet gepflückt haben,
Ihr nachher wenn Ihr Ln Jahren werdet vorgerückt seyn.
Eure Ergötzung nicht in Kenntnissen weltlicher Wissenschaft,
sondern in geistlichen Uebungen suchet, und nicht mehr aus
dem Schlamme einer alten Cisterne, sondern mit frohem Ge
müthe aus der Quelle der Heilslehre schöpfet; denn jetzt lebt
Ihr in den Tagen der Furcht bis der Tag der Liebe anbricht,
jetzt ist Huch die Zeit zum Bethen und Lernen gegeben, damit
Ihr dann eingeführt in das Paradies Euers Bräutigams, die
Blüthen der Rosen, und der Lilien im Thäte, auf den Ber
gen und am Ufer der klaren lebendigen Gebirgsströme, in stä-
ter Andacht zur Geistes-Nahrung sammelt/*
Schluß der Grammatik: ^Nehmet hin geliebteste
Schwestern in Christo, das, mit dem Wunsche Euch nützlich
zu seyn, mit vieler Mühe vollendete Merk. Ich habe nur
die einzige Bitte an Euch: sprechet bey Euerm Bräutigame
für mich vor, daß er mir, nach seiner großen Barmherzigkeit,
die Schuld nachlasse, die ich leider, durch öftere Nachlässigkeit
im Dienste Gottes, während dieser meiner Beschäftigung, auf
mich geladen habe.
Du aber Cäcitia! der zu Lieb ich vorzüglich dieses Werk
susgedacht und vollendet habe, nehme daraus ab, wie groß
meine Freundschaft zu dir gewesen seyn müsse, da ich mich