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Der Stolz des Stiftes waren seine Schulen. Da gegen sie der Josefinische Kloster-
sturm die heftigsten Angriffe machte, wird später von den Kremsmünsterer Bildungs-
anstalten eingehender berichtet werden. Hier sei nur erwähnt, daß sie zum größten Ruhm
gereichen dem Abt Alexander III., der auch für das Religionswesen in der antiprotestan-
stantischen Bewegung außerordentlich tätig war. Er starb 1759.
Nach dem Tod seines Nachfolgers Berthold III. Vogl (1771) betrug das Stifts-
vermögen 1,505.382 fl., dazu Realitäten im Gesamtwert von 1,505.753 fl. 35 kr.;
die Passiven 990.310 fl.
Am 10. Juni 1771 wurde bei Anwesenheit von 20 Votanten per vota eminenter
maiora zum Abt gewählt der Beichtvater des Frauenstiftes Niedernburg in
Passau Erenbert III. Meyer, geboren zu Kirchdorf 1716. Er hatte im Stift die Würde
eines Regens der adeligen Akademie und eine Theologie-Professur bekleidet. Dieser Abt
bekam die allerheftigsten Kämpfe mit der Regierung Josefs II.
2. Das älteste Stift der ganzen österreichischen Monarchie war die berühmte
Benediktinerabtei Mondsee, gegründet 739, beziehungsweise 748 durch
Herzog Odilo von Bayern; vollendet wurde die Stiftung durch seinen Sohn
Thassilo II., besetzt aus dem Kloster Monte Cassino. Es war ein in jeder
Beziehung, in Pflege des Unterrichtes, auch Besorgung hoher Schulen, in
Kunst und Wissenschaft und Reichtum herrliches Stift. Es besaß Güter und
Gerechtsame zu Lehen vom Bischof zu Regensburg.*)
Eine merkwürdige Fügung: der erste von Monte Cassino gekommene Abt führte
den Namen Opportunus (I.), dann im mehr als tausendjährigen Bestand des Stiftes
keiner mehr; erst der letzte Abt (Dunkl) führte wiederum den Namen Opportunus (II.).
Dessen Wahl war erfolgt am 9. November 1773, einstimmig. Nach dem Übergabs-
protokoll betrug das Stiftsvermögen an Realitäten, Aktivkapitalien,Untertanenausständen,
Naturalvorräten 452.693 fl. 12 kr. 2 ^, die Passiven 11.954 fl. 22 kr., also ein
Reinvermögen von 440.738 fl. 50 kr. °.
Dunkl, geboren zu Puchheim 1728, war vor der Wahl zum Abt Professor an
der Universität Salzburg, auch schriftstellerisch tätig gewesen.
3. Die Abtei Lambach war ursprünglich die Stammburg der Grafen
von Wels und Lambach. Arnold II. übergab sie als ein Kapitelhaus an zwölf
weltliche Kanoniker, welche er an die von seinem Vater Arnold I. gestiftete
Pfarrkirche Lambach berufen hatte. Der Sohn Arnolds II., der hl. Adalbero,
Bischof von Würzburg, übertrug in Mitte des 11. Jahrhunderts die Stiftung
dem Benediktinerorden; Mönche von Schwarzach nahmen Besitz davon.
Am 25. Oktober 1746 wurde der Kuchelmeister des Stiftes Amandus Schickmayer,
geboren 1732 zu Perg, als Abt gewählt. Das Aktivvermögen betrug bei der
Inventur nach seinem Vorgänger 191.730 fl. 4 kr., dazu bedeutende Wein- und
hinreichende Getreidevorräte; die Schulden hinaus 130.950 fl.
4. Eine großartige Stiftung der Ottokare auf der märkischen Steirerburg
war Garsten, ursprünglich gegründet von Ottokar V. als ein Kloster
für weltliche Chorherrn im Jahr 1082, im Jahr 1107 von Ottokar VI.
gestiftet als Benediktinerabtei. Der hl. Berthold, Mönch von Göttweig, war der
erste Abt zu Garsten.
*) Die Gemahlin Ludwigs des Deutschen Hemma wünschte sich das Kloster
Obermünster in Regensburg; sie erhielt es und der Kaiser entschädigte dafür die Bischöfe von
Regensburg mit Mondsee. Bis ins 12. Jahrhundert blieb es Mensalgut der Bischöfe.
Dann kam es ins Lehensverhältnis.