Volltext: Der josefinische Klostersturm im Land ob der Enns

Abschluß der Bistumsdotation. 
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In der Kirche fanden sich noch vor: 4 Kelche, 1 Paar Opferkandeln mit Tasse, 
9 Paar zinnerne, 1 Rauchfaß samt Schifft und Löffel, 1 kleines Kruzifix, 1 kleine 
Monstranze, 1 Taufkapsel, 1 Ölkapsel, 1 versilberte Lampe, 6 versilberte Leuchter, 5 
Ornate, bei 40 Meßkleider, 1 Vespermantel, 4 Beta, 10 Stolen, 1 Ziboriummäntelchen, 
41 Alben re., 9 ordinäre Meßbücher, 3 für Totenmessen, 3 kupferne Weihbrunnkessel, 
Holzleuchter re. 
Erhalten sollten bleiben 2 Trakte vorn Stiftsgebäude unter 1 Dachung, 
der Meierhof, das Dienerhaus uitb die Wasserleitung. Die Wohnung und 
Kanzlei des Hofschreibers sollte in dem zu erhaltenden Teil des Stiftsgebäudes 
im Trakt des Hofrichters, das Absteigquartier für das Domkapitel, bestehend 
aus 4 Zimmern, Küche mxb Speisgewölb, in einem Teil des früheren Ge¬ 
treidekastens untergebracht werden. 
Der übrige Teil des Stiftsgebäudes samt der Prälatur und die, wie der 
Antragsteller Martinelli schreibt, „brachtvolle" Kirche sollten „eingehen", letztere, 
da im Markt ohnehin eine schöne und geräumige Kirche vorhanden befunden 
wurde. Der Ausrufspreis für alles zusammen wurde mit 2500 fl. festgesetzt. 
Die Kirche, dem hl. Johannes Evangelista geweiht, 19^2 Klafter lang, 91/2 
Klafter breit, 9 Klafter hoch, mit einem Presbyterium von 71/* Klafter Länge und 
4^/z Klafter Breite hatte einen Hochaltar mit einem Bild der „Sendung des heiligen 
Geistes", „sehr schön gemalt", und 2 besonders schöne Bilder, die Geißelung und 
Kreuzigung Christi darstellend, über Seitenaltären. Im ganzen waren 8 Seiten¬ 
altäre. Zwischen diesen standen 7 große Statuen. Das Speisgitter war von roten: 
Marmor. Die Orgel war 6 Klafter hoch und 5 Klafter breit, hatte 20 Register, 
2 Manuale. Im Turm befanden sich 6 Glocken und 1 eiserne Uhr, im Türmchen über 
dem Hochaltar 2 kleine Glöckchen; die Sakristei hatte ein sehr schönes Deckengewölbe 
nnd ein Lavatorium aus weiß-rotem Marmor, mit 7 steinernen Engelfiguren besetzt. 
An die Sakristei schloß sich das Deckengewölbe. 
Volk und Stiftsgeistliche bemühten sich die schöne Kirche vor der Zer¬ 
störung zu bewahren. Bei der Übergabskommission erschienen vier Untertanen 
mit der Bitte um Belastung der Stiftskirche. Nicht bloß die weltliche Kom¬ 
mission, auch die „Domkapitlischen Gegenwärtigen" machten ihnen Vor¬ 
stellungen, nach welchen die Bittsteller scheinbar befriedigt abgingen. 
Im Juni 1792 baten die Gemeinden, daß die Stiftskirche als Pfarr¬ 
kirche beibehalten und allenfalls der Gottesdienst abwechselnd in ihr und in 
der Marktkirche gehalten werde. Ein gleiches Gesuch überreichten die Wald¬ 
hausner Stiftsgeistlichen: seit unvordenklichen Zeiten sei der pfarrliche Gottes¬ 
dienst immer in der Stiftskirche gehalten, erst nach aufgehobenem Stift „ein 
abwechselnder Gottesdienst mit den: kleinen Pfarrkirchgen im Markt Waldhausen 
eingeführt worden". 
Bei der Visitation im Jahr 1785 hatte der Bischof wahrgenommen, daß in 
Waldhansen zwei Pfarrkirchen bestanden: bei der Stiftskirche war der Taufstein, bei der 
Marktkirche der Friedhof, die pfarrlichen Verrichtungen wurden teils in dieser, teils in 
jener vorgenommen. .Der Bischof beauftragte den Propst diesen Unfug abzustellen, die 
Stiftskirche als die ansehnlichere und für den größten Teil der Pfarrgemeinde be¬ 
quemer gelegene wurde als Pfarrkirche genommen, die Marktkirche als Nebenkirche. 
Hittmair, Klostersturm. 30 
Die 
Stistsgebnude 
Die Kirche
	        
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