Volltext: Der josefinische Klostersturm im Land ob der Enns

8 
Zustiftungen theologische Vorlesungen von Jesuiten am Lyzeum in Linz gehalten. 
Theologische Disziplinen wurden auch gelehrt in den Stiften; insbesondere in Kremsmünster 
an der Akademie. Endlich wurden die Universitäten zu Wien und Graz und Prag von 
oberösterreichischen Klerikern besucht; den Besuch der Benediktiner-Universität zu 
Salzburg, welche selbstverständlich aus den Stiften den größten Zuzug hatte, untersagte Maria 
Theresia. In einer Verordnung vom 1. Februar 1754 beklagte sie sich, daß keine Geistlichen 
von den Stiften und Klöstern in dem neuerrichteten studio theologiae auf der 
Wiener Universität erschienen, die Stifte vielmehr ihre Kleriker nach Salzburg schickten, 
außer Land. Von da ab durften die Prälaten nicht nur keine Geistlichen mehr an 
ausländische Universitäten oder ausländische Klöster in Studien senden, sondern ein jedes 
größere Stift mußte wenigstens zwei, die kleineren einen Kleriker an die Universität 
Wien geben zum Studium der Theologie und zur Vorbereitung auf das Doktorat. War 
aus wirklichem Mangel an Geistlichen oder andern Ursachen die Absendung eines solchen 
nicht möglich, dann hatte das betreffende Kloster den Betrag für den nicht abgesandten 
Kleriker zu zahlen; dafür sollte ein von der Kaiserin zu benennender weltlicher Theologe 
studieren; überdies hatte das Stift dann alles zur Erlangung des Doktorates Nötige 
beizuschaffen.* Die aus oberösterreichischen Stiften in Salzburg Studierenden mußten 
bezeichnet und unverweilt zurückberufen werden. 
Die Prälaten entschuldigten sich, daß ihnen von dem Verbot, ohne besondere 
Bewilligung einen Geistlichen an eine andere Universität zu schicken, nicht das Geringste 
bekannt geworden sei; sie beriefen sich weiter auf die Konföderation, die sie 1653 mit 
dem Erzbischof von Salzburg, Paris Lodron, geschlossen und die sie unter allerhöchst 
kaiserlich königlichem und landesfürstlichem Schutz nach Kräften zu erfüllen als eine 
Gewissenspflicht betrachteten. Sollte die Kaiserin gleichwohl befehlen, von dieser 
Konföderation abzugehen und die den ob der ennsischen Ordensklöstern zugeflossenen 
Prärogativen und Emolumente andern, auswärtigen Reichsstiften überlassen wollen, so würden 
sie wohl mit größter Betrübnis gehorchen; doch möge sie wenigstens gestatten, daß die 
Theologen die zur Hälfte konsumierten Studienjahre noch in Salzburg vollenden. Was 
den Befehl anlange, ihre Kleriker nach Wien zu schicken, so wäre es geradezu wider die 
Regel und die Ordensstatuten, junge Leute, die meist erst ein Ordensjahr in klösterlicher 
Zucht zugebracht, einem uneingeschränkten Lebenswandel auszusetzen ohne geschlossene 
reguläre Disziplin und geistige Zucht. Aber auch in finanzieller Hinsicht wären die 
Klöster nicht in der Lage dazu; meistens könnten sie bloß auf den Fall des Absterbens 
eines Religiösen einen Kandidaten aufnehmen, und zwar gewöhnlich nur solche, welche 
die Theologie bereits absolviert hätten. Fänden sie solche nicht, so wäre es am besten, 
die fehlenden durch das Studium domesticum ergänzen zu lassen. Gleink habe wegen 
Mangels an Mitteln schon viele Jahre keinen Geistlichen ad studia geschickt und 
deswegen drei absolvierte Petriner aufgenommen, Engelszell aus gleicher Ursache seit 
vierzehn Jahren keinen aufnehmen können, Schlägl habe dermalen einen einzigen im Kloster 
Rädisch, nicht weit entlegen von der Universität Olmütz, in Studien, weil der dortige 
Abt als Generalvikar des Ordens diesen gratis genommen; Schlierbach habe schon vor 
geraumen Jahren mit dem Kloster Rain in Steiermark einen Kontrakt in perpetuum 
aufgerichtet, daß gegen ein auf ewig erlegtes Kapital von 3000 fl. jährlich ein Geistlicher 
von Schlierbach in studiis unterhalten werde; von Waldhausen könne wegen des 
landeskundigen betrübten Zustandes überhaupt gar kein Gedanke sein; Baumgartenberg 
könne sich kaum kümmerlich aufrecht halten, Mondsee liege an der Landesgrenze ganz bei 
Salzburg, von Wien aber gegen 40 Meilen entfernt, habe übrigens auch in Salzburg 
nur einen einzigen in Studien. Wolle die Kaiserin aber auf dem Austritt der Stifte 
aus der Konföderation bestehen, so möge sie doch gestatten, daß die Prälaten ihre 
studierenden Kleriker dem lieben Stift Kremsmünster anvertrauen dürfen, wo sich ja die 
von der Kaiserin allerhöchst gnädig privilegierte Akademie und Studium publicum
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.