Volltext: Der josefinische Klostersturm im Land ob der Enns

214 


oberamt an den Religionsfond reluiert werden. Die Verbindlichkeiten wurden 
neuen Seelsorgern zugeteilt. 
Die Patres wurden zur Seelsorge ausgesetzt, mehrere vom Abt zu Garsten 
als dem Vorstand der Stadtpfarrkirche im Beisein des Kreishauptmannes bei 
der Dominikanerkirche als einer Filialkirche angestellt. Drei kamen als Kooperatoren 
an die 1782 errichtete, aber erst 1785 in Funktion getretene Vorstadtpfarre 
Steyr, zu welcher die ehemalige Jesuitenkirche als Pfarrkirche genommen, die 
Bürgerspitalkirche als Pfarrhof hergestellt wurde. 
Solange die Patres noch im Kloster verblieben, erhielten sie täglich 
30 kr., später entsprechend den Hofentschließungen dd. 13. und 16. Jänner 1782 
täglich 40 kr., nach welchen Hofentschließungen nur den Nonnen 30 kr. 
verrechnet werden sollten; lediglich von diesen ist auch die Rede in der Hofresolution 
vom 9. September 1782. 
Die Weine und leeren Fässer wurden versteigert um 11.469 fl. 22 kr., 
von den übrigen Effekten wurde um 478 fl. 17 kr. veräußert. 
Die Bibliothek wurde um 161 fl. verkauft an einen gewissen Kaspar 
Schiefer, obwohl die Dominikaner gebeten hatten sie ihnen um den „von 
einem Bauern“ letzthin angebotenen Steigerungspreis oder um noch höheren 
Preis zu überlassen (19. Oktober 1785). 
Am 23. September 1786 bat Lehrbach um baldige Räumung der Bibliothek. 
Darauf gab die Landesstelle dem aufgestellten Verwalter des Klostergebäudes Guggen- 
bichler unter dem 28. September den Auftrag die Bücher in das Linzer Depositorium 
abzuführen. Auf ein Gesuch des Kaspar Schiefer aber wurde dem Guggenbichler 
schon unter dem 3. Oktober mitgegeben diese Bücher, da sie ohnedies nur Makulatur 
und bei der Versteigerung durch Kauf an Schiefer gekommen seien, demselben 
ausfolgen zu lassen. Nun aber räumte Schiefer mit den Büchern auch die Bücherstellagen 
und 5 Stück eingemauerte Bilder weg und ruinierte dadurch die Stukkatur. Er 
verweigerte die Rückgabe der Bilder und die Ausbesserung der Mauer. Die Bücher hatte er 
nach Jahr und Tag noch nicht bezahlt. 
Das Kreisamt nahm den Schiefer in Schutz: Die Ausräumung der Bilder sei 
nicht heimlich vor sich gegangen, sie habe 3 Wochen lang gedauert, die Bücherstellagen 
seien schon bei der Aufhebung von schlechtester Gattung befunden worden und die Bilder, 
welche lediglich einige Heilige des Dominikanerordens vorstellten, seien dem Schiefer 
umsomehr zu vergönnen, als er für die bloß als Makulatur zu betrachtende Bibliothek 
161 fl. geboten und auch wirklich bereits eingezahlt habe. Zur Vergütung der unbedeutenden 
Beschädigung der Mauer habe er sich angeboten. 
Von Hof aus aber kam ein energischer Verweis dd. 26. Juni 1787 an 
die Regierung über deren ganz unkorrektes Vorgehen. Sie wurde beauftragt 
den Erlös an die nächste Universitäts- oder Lyzeumsbibliothek zu geben. Die 
Regierung verteidigte sich damit, daß die genauen Bestimmungen über Bibliotheks- 
verwendung erst am 3. August 1786 herausgekommen seien, also nach 
Aufhebung des Dominikanerklosters. Vorher habe man darauf Bedacht genommen 
die brauchbaren Bücher für die Linzer Bibliothek vorzubehalten, Makulatur 
zum Besten des Bibliotheksfonds zu verkaufen. Die Dominikaner-Bibliothek 
sei so elend gewesen, daß man für genügend erachtete, mit den Augen sie
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.