Volltext: Der josefinische Klostersturm im Land ob der Enns

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Ottern; die Ager war der Herrschaft Kammer untertänig, der Fang, von mittlerer 
Gattung, ergab meist ordinäre Fische; der Ertrag beider Fischwasser durchschnittlich 
113 fl. 42 kr. 1 d. 
Das Gesamterträgnis betrug 322 fl. 32 kr., die Ausgaben für Steuern etc. 123 fl. 
30 kr. 1 d, also das Reinerträgnis 199 fl. 1 kr. 3 d, dem ein 5%iges Kapital 
entspricht von 3980 fl. 45 kr. 
Das zum Verkauf gelangende Gebäude hatte zu ebener Erde das Sommer- 
refektorium, eine große Kuchel, eine Speis, eine Bäckerei, eine kleine Kuchel samt 
Kammerl, ein Vorhaus, ein Gewölbe, ein Winterrefektorium, einen schönen großen 
Keller, eine Stallung auf 2 Pferde, einen schönen neuen Stadel, einen Holzschuppen; 
im obern Stock 12 Zimmer, jedes mit besonderem Eingang; eine kleine Kapelle samt 
Kreuzgang und vor dem Kirchentor das sogenannte Kucheljungenhäusel. Das Kloster- 
gebäude war in gutem Zustand, teils mit Mauern, teils mit Planken eingeschlossen und 
auf 1744 fl. 13 kr. geschätzt; von diesen ab 10% Reparationskosten per 174 fl. 
25 kr., bleibt als Gebäudewert 1569 fl. 48 kr. Zusammen der Wert der Realitäten 
5550 fl. 33 kr. 
Baron von Reischach hatte 5600 fl. geboten; dagegen bot Lorenz Petermandl, 
ein Fischer von Wien, als Erbpächter 277 fl. 31 kr. 2 d; Reischach wurde mit einem 
Nachgebot von 50 fl. Ersteher. 
Dem Stift St. Florian wurde aufgetragen, den Pfarrhof von dem verkauften 
Kloster durch eine bis über das Dach hinaus reichende Mauer zu trennen; doch kam 
das Stift mit dem Käufer überein, daß der Zugang vom Pfarrhof in den verkauften 
Trakt vermauert, auch unter Dach eine Trennungsmauer aufgeführt und dem Käufer 
sein Klosteranteil mit einem Ziegelestrich belegt werde. 
Viel Arbeit gab es für den Propst von St. Florian mit der Dotierung 
der neuen Pfarre. Die Kirche war so arm, daß sie nur kümmerlich die 
Beleuchtung aus dem Klingelbeutel bestreiten konnte, der auch noch abgeschafft 
wurde; sie hatte auch keinen Mesner. Die Bitte des Pfarrers von Thalheim 
um Herausgabe des Kapitals von 1000 fl., womit bei den Paulanern Fasten- 
predigten gestiftet waren, wurde von der Regierung abgewiesen. Unter dem 
31. August 1785 bat der Propst um Transferierung eines unonerierten Kapitals 
von 1150 fl. aus dem Filialkirchlein Pichlwang, welches sicherem Vernehmen 
nach gesperrt werden sollte; das wurde auch bewilligt und von den Interessen 
per 46 fl. in den folgenden Jahren 1785-87 nach Thalheim Beträge von 
44 fl. 5 kr., 31 fl. 26 kr., 30 fl. 56 kr. gegeben. Als aber nach Regierungs- 
verordnung vom 17. Oktober 1788 die Kirche zu Pichlwang wieder geöffnet 
werden sollte, allerdings nur zum nachmittägigen Gottesdienst, und das 
Vermögen, das nicht zur Dachung benötigt schien, an den Religionsfond abgeführt 
wurde, trat neue Verlegenheit für Thalheim ein. Endlich (Linz 4. Mai 1789) 
wurde das Vermögen der Kirche Pichlwang mit Lasten und Nutzen der 
Pfarrkirche Thalheim eingeräumt, die Obligation von 1150 fl. auf diese über- 
schrieben; die von dem Mesner bei der Pichlwanger Kirche früher besessenen 
Gründe sollten vermietet oder veräußert werden; ein Teil der Paramente kam 
nach Vöcklabruck an die Stadtpfarrkirche. 
1812 unter bayrischer Regierung wurden die in der Filialkirche Pichlwang 
befindlichen kirchlichen Gegenstände (2 Turmglocken, Kanzel mit Stiege, Altar mit Bild 
des hl. Andreas, Leuchter, Stühle, kurz die ganze Einrichtung) der neuen protestantischen
	        
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