Volltext: Der josefinische Klostersturm im Land ob der Enns

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Kenntnis gesetzt wurde. Die übrigen Geschäfte wurden von der Subpriorin 
mit vier sogenannten Ratsmüttern und der Sakristanin besorgt. Diesen sechs 
Nonnen und dem Hofrichter wurde der Manifestationseid abgenommen und 
noch am selben Abend Archiv, Keller, „Speis", Sakristei, Küsterei und 
Bibliothek versiegelt. 
Am 3. April wurde mit der Inventur begonnen; im Baren fanden sich 
nur 28 fl. 40 kr. 
Für jede Nonne waren jährlich nur 75 fl. Kostgeld bestimmt und dieses war 
ihnen seit Oktober 1781 nicht mehr ausbezahlt worden wegen Unvermögenheit der 
Hofrichterkasse. 
An Obligationen fanden sich 2200 fl. in fundo publico, bei Privaten 
5000 fl., weiters 2650 fl., über welche keine Schuldbriefe ausgestellt waren. 
Außerdem hafteten noch ausständig 1168 fl. 47 kr., welche der Bestandnehmer 
des Maierhofes etc. Adam Mittermeyr als einen unverzinslichen Ablösungs- 
betrag für Fahrnisse, Einrichtung u. dgl. seit 1779 (seit der Anstoßung des 
Pachtvertrages) schuldete; Untertanenausstände betrugen 869 fl. 34 kr. 3 d; 
aus der Hausladinischen Konkursmasse (eines früheren Windhagischen 
Hofrichters) waren noch 440 fl. 34 kr. sicher zu erholen. Ein und der andere 
frühere Hofrichter und Hofschreiber von Windhag aber rangierte mit seinen 
ersatzpflichtigen Posten unter den uneinbringlichen Schulden: 1289 fl. 22 kr. 2 d. 
Dann wurden noch Silber und Preziosen und der Wein inventiert; das 
Silber war sehr unbedeutend. 
Am 4. April wurden die Naturalvorräte, Holz, Kalk, Ziegel u. s. w. 
aufgeschrieben und sofort um 8 fl. von den Nonnen abgelöst. Sodann wurden 
die Zellen inventiert. 
Angeführt werden 61 Zellen ; 22 waren von 21 Nonnen bewohnt (die älteste 
bewohnte 2); 7 Zellen waren mit Ofen, Winterfenstern und Balken, 11 mit Ofen und 
Winterfenstern versehen, 4 ohne Ofen und Winterfenster. Unter manchen anderen Bau- 
fehlern war der, daß man Ofen und Rauchfänge anfangs gar nicht vorgesehen hatte, 
erst in späteren Jahren hatte sich jede Nonne, die ein geheiztes Zimmer haben wollte, 
einen Rauchfang und Ofen aus ihren Mitteln herrichten lassen. Ebenso hatten sie sich 
aus ihrem Vermögen, das sie beim Eintritt mitgebracht, oder von ihren reservierten 
Vitalizien die Zimmereinrichtung beschafft. Diese war durchaus mittelmäßig. Als 
Beispiel sei die Zimmereinrichtung der Subpriorin angeführt: 1 Bett mit grünen 
Vorhängen, 2 weiche Tischel, 2 Strohsessel, 2 Lehnsessel von Leder, 1 kleines silbernes 
Monstranzel, 1 Altar samt Betschemel, 1 weicher und 1 Wandkasten samt Wäsche und 
Leibeskleidung, 1 Stockuhrl mit Messingkasten, 10 gemalte Bilder, 5 gefaßte Engel ... 
Die Sakristanin hatte in ihrer Zelle auch 1 Leridon und 1 Klavier, eine andere 
Chorfrau ein silbernes Messerbesteck, wieder eine andere eine silberne Sackuhr u. dgl. 
Die Betten bestanden meist aus Unterbett, Tuchent, 2 Polstern und 1 wollenem 
Leilachen. 
Am 5. April wurde das Klostergebäude beschrieben und inventiert, dann 
das Wohnhaus der Geistlichen. Am Abend brachte die Subpriorin die Knaben 
zur Anzeige, welche für die Windhagische Stiftung in Wien (6 Knaben) und 
die Münzbachische Stiftung vorgemerkt waren (10).
	        
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