Anlage und Leitung der Schlacht.
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statt zu den notwendig gewordenen Kräfteverschiebungen
durch Umgruppierung (Entnahme von Körpern aus bereits
engagierten Gruppen) schreiten zu müssen, hiezu frische, noch
unberührte Einheiten bestimmen zu können.
Ich, der Gelegenheit hatte, auf russischer Seite die dort
versuchte Lösung der Frage mit durchzuleben, bin subjektiv
zum Ergebnis gekommen, daß ich starke Armeereserven
unbedingt verwerfe, schwache hingegen auch nur be¬
dingungsweise (als Gruppenreserven) für zweckmäßig halte.
Begründung:
Ich lege den Erfolgen in der ersten Serie der Kämpfe
sehr hohe Bedeutung bei. Was später, nach diesen, geschieht,
kann man selbst bei der scharfsinnigsten militärischen Phan¬
tasie nicht vorhersehen. Bei Anlage der Schlacht hat der
Feldherr nur eines in der Hand: die Schaffung günstiger
Bedingungen für die ersten Zusammenstöße. Hiezu gehört
in erster Linie möglichste Kraftentfaltung, wozu auch die —
wenn auch vorerst für den Endausgang der Schlacht noch
nicht maßgebenden — Umfassungen und Überflügelungen zu
zählen sind. Ich halte es für höchst irrationell, Kräfte zurück¬
zuhalten, das heißt bei den ersten Zusammenstößen nicht zu
verwenden, um späteren Eventualitäten gewachsen zu sein.
Durch die Anlage der Schlacht und insbesondere durch die
Erfolge in den ersten Zusammenstößen kommt die Initiative
praktisch zur Geltung. Damit haben die Japaner die Grund¬
lage zu ihren Erfolgen gelegt. Daß sie ihre Minderzahl und das
Fehlen von Reserven in den späteren Phasen der Schlachten,
insbesondere als es galt, durch Verfolgung den Sieg auszu¬
nützen, empfindlich spürten, ist begreiflich. Wäre ihnen aber
der Sieg überhaupt zugefallen, wenn sie nicht von vornherein
alles eingesetzt hätten?
Und schließlich — wer steht gut dafür, daß die Zukunfts¬
schlachten wirklich jenen Charakter eines acht-, zehn- und mehr¬
tägigen Ringens haben werden, wie es in der Mandschurei der
Fall war? So sehr ich auch die meisten Erscheinungen auf diesem
Gebiete nicht als spezifisch mandschurisch, sondern als natür¬
liche Folgen der modernen Bewaffnung und der aus ihr sich
ergebenden Kampfweise erkennen konnte, so muß ich doch
betonen, daß eigentlich nur ein Faktor, d. i-. die große
Breitenausdehnung in der Schlacht, als etwas Fixes hin¬
genommen werden kann. Alles andere mag sich mehr oder
weniger den Erscheinungen dieses Krieges nähern, aber es