Volltext: Die Schlacht

Anlage und Leitung der Schlacht. 
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damit auch die Gesamtentscheidung der Schlacht fallen wird, 
so daß meist keine Zeit erübrigt, etwa noch zurückgehaltene 
Armeereserven derart zu verschieben und einzusetzen, daß 
sie noch an einer der lokalen Entscheidungen rechtzeitig teil¬ 
nehmen können. Diese Befürchtung stützt sich auf unsere 
bisherige Vorstellung von der relativ kurzen Dauer der 
Schlacht im Vergleiche zur großen Breitenausdehnung der 
Armeen. Es wird also das Ziel angestrebt, alle Kräfte tat¬ 
sächlich im Kampfe einzusetzen und Reserven nicht etwa 
deshalb unverwendet zu lassen, weil diese den Raum (die 
Breite der Armee) nicht mehr bewältigen könnten. 
Im Feldzuge 1904/05 haben beide Gegner diesbezüglich 
verschiedenen Grundsätzen gehuldigt. Die Japaner waren 
augenscheinlich von der eben besprochenen Ansicht durch¬ 
drungen, daß schon zu Beginn der Kämpfe alle Kräfte ein¬ 
zusetzen seien, und wir sehen daher bei ihnen fast ausnahms¬ 
los alle höheren Verbände (Divisionen) schon von vornherein 
nebeneinander disponiert. Die sogenannten »Armeereserven« 
sind meist nur aus einzelnen, den Divisionen entnommenen 
Bataillonen gebildet und so schwach, daß sie häufig eher als 
Wache des weit rückwärts etablierten Hauptquartiers auf¬ 
gefaßt werden können, denn als »Reserven«. 
In der russischen Armee hingegen war man bis zum 
Schlüsse des Feldzuges nicht nur der Überzeugung, daß 
Armeereserven, d. h. zu Beginn der Kämpfe zurückgehaltene 
höhere Einheiten (Divisionen und Korps) geradezu das wirk¬ 
samste Mittel des Feldherrn darstellen, um seinen Einfluß 
auf den Gang der Schlacht geltend zu machen, sondern man 
sah einen der Hauptgründe der Mißerfolge darin, daß die 
Armee infolge der jeweiligen, den Schlachten vorher¬ 
gegangenen operativen Maßnahmen stets über zu wenig Re¬ 
serven verfügte. In seiner ersten Ergänzung zu den »Be¬ 
merkungen« vom 28. August 1904, also knapp vor der Schlacht 
bei Liaojan, sagt Kuropatkin: »Meiner Ansicht nach ist die 
beste Gewähr für den Erfolg das Zurückhalten von mehr als 
der halben Kraft in der Reserve, um gegen jeden Angriff, 
woher er auch kommen mag, auftreten zu können.« Ihm ist 
es jedoch nie gelungen, Armeereserven auch nur annähernd 
in dieser Proportion vor der Schlacht bereitzuhalten; aber 
auch bei den Japanern hat sich das andere System, nahezu 
rein angewendet, nicht unbedingt bewährt. Die russischen 
Reserven ging'en sehr bald in der Front auf und beide 
Gegner, Russen und Japaner, waren durch den weiteren Ver¬
	        
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