Volltext: Die Schlacht

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Die Schlacht. 
ohne noch direkt dazu gezwungen zu sein, und die nächste, von 
der Eisenbahn nur 5 km entfernte östliche russische Front¬ 
gruppe blieb vorläufig noch von diesem Mißerfolge des Flügels 
vollständig unbeeinflußt. 
Betrachtet man die Leistung' des Angreifers, so findet 
man, daß trotz des ausgesprochenen Erfolges am linken Flügel 
(6. Division) der Raumgewinn am 12. Oktober bloß 3—5 km 
betrug. Es kam nicht einmal zur direkten Verfolgung des 
geschlagenen Gegners, geschweige denn zu einer Erweiterung 
des Erfolges nach der Flanke, d. i. in der Richtung der 
Frontlinie. Man könnte daraus folgern, daß eine Waffenent¬ 
scheidung, welche im Vertreiben des Gegners vom Gefechts¬ 
felde (aus seiner Stellung im Terrain) gipfelt, die Kräfte des 
Angreifers derart aufzehrt (Munitionsverbrauch, Verwerfung 
der Verbände, physische Anstrengung), daß dieser zur un¬ 
mittelbaren Fortsetzung der taktischen Tätig¬ 
keit unfähig wird. Jedenfalls trat diese Erscheinung im 
Kriege in der Mandschurei typisch zu tage. Ich glaube, auch 
darin nicht eine Eigentümlichkeit dieses Feldzuges erblicken 
zu können und erkläre mir die Ursachen dieser Er¬ 
scheinung folgend: 
Die physische Anstrengung ist heute zweifellos größer 
als früher; so ging dem Siege am Schiliho (12. Oktober) ein 
heißer Gefechtstag (11.) voraus und auch der 10. Oktober war 
ein Marschtag mit Gefecht. Daß die physische, besonders 
die Nervenabspannung, ganz besonders groß sein muß, ist 
evident. Ebenso spielt bei mehrtägigem Kampfe (hier 3 Tage) 
auch die Verpflegst) und Wasserversorgungsfrage der 
kämpfenden Truppen eine große Rolle. 
Der Munitionsverbrauch ist ein hoher, so daß die Kom¬ 
mandanten, ehe sie zu einer neuen Aktion schreiten, ver¬ 
pflichtet sind, ihre Truppen in dieser Hinsicht zu komplettieren. 
Aber auch rein taktische Fragen spielen mit. Schon eine 
Verfolgung, gewissermaßen tambour battant, ist sehr riskiert. 
Der Verfolger muß in schütteren Formationen formiert sein, 
also diese neuerdings annehmen, um nicht das Opfer eines 
vom zurückgehenden Gegner leicht zu legenden Artillerie¬ 
hinterhaltes zu werden. Endlich ist auch das Anprallen in unge- 
*) Die hohe Bedeutung der Küchenwagen (fahrbare Feldküchen) für eine 
Aufeinanderfolge mehrtägiger Kämpfe leuchtet ein. Man kann kühn behaupten, 
daß die physische Möglichkeit, Schlachten durch 8—14 Tage zu schlagen, erst 
nach der Einführung von Mitteln gegeben ist, welche das Kochen ohne Mit¬ 
wirkung der gesamten Mannschaft der Truppe ermöglichen.
	        
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