Charakteristik der Schlacht.
25
Nach einigen blutigen Erfahrungen ist zu erwarten, daß
auch im Rencontre bald eine Stabilisierung des Kampfes
eintreten und daß eine Partei zum Angreifer, die andere aber
zum Verteidiger werden muß. Es liegt nahe, anzunehmen,
daß hiefür schon der Kampf der Vorhuten entscheidet. Für
die Vorhut einer Partei kann bei fehlender Voraussicht in
ihrer Verwendung vielleicht eine Katastrophe eintreten, die
sich in sehr kurzer Zeit abspielen dürfte. Beim Zusammen¬
stöße höherer Verbände ist zu hoffen, daß eine derartige
Katastrophe infolge des großen Abstandes der Vorhut von
der Haupttruppe sich nicht auf letztere fortpflanzt. Diese
Haupttruppe wird nun wahrscheinlich in die Verteidigung ge¬
drängt werden und somit hier ein vorbereitetes, lange
währendes Gefecht entstehen.
Ich muß — selbst im ebenerwähnten Falle einer raschen
Entscheidung des Kampfes der Vorhuten im Rencontre —
auf der Ansicht bestehen, daß in der Zukunft in der Mehr¬
zahl der Fälle, wenn schon nicht immer, die Dauer der
Kämpfe der einzelnen Kolonnen eines Armeeechiquiers —
wie es in der Mandschurei der Fall war — sich mindestens
bis auf den dem ersten Zusammenstöße folgenden Tag aus¬
dehnen wird. Auch wenn einer der Gegner es versucht, unter
dem Schutze der Nacht den Entscheidungskampf durchzu-
führen, so wird der Erfolg des Nachtkampfes meist keinen
übermäßig großen Raumgewinn — höchstens 1—2 1cm —ver¬
schaffen, so daß der tags vorher eingeleitete und nachts
durchgeführte Kampf nicht viel räumlichen Erfolg bieten und
der folgende Tag doch noch mit Kampf um Vertreibung des
Gegners vom Gefechtsfelde ausgefüllt sein wird.
Formen der Entscheidung der Kämpfe der höheren Einheiten.
Hält man daran fest, daß ein Kampf, dessen Enderfolg
mit dem Verlassen des Gefechtsfeldes gekennzeichnet ist,
lange, d. h. bis in den zweiten Gefechtstag hinein dauern
wird, so sehen wir schon darin ein örtliches Stabilisieren
des Kampfes auf eine gewisse Zeit. Dieses Fest¬
kleben der Truppen an dem innehabenden Raum kann
aber auch die Form der Waffene nt s cheidung selbst
sein. Fehlt dem Angreifer die Kraft, im Angriffe gegen
den Verteidiger durchzudringen, ihn zu vertreiben, so be-