Charakteristik der Schlacht.
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wicklungsbreite der höheren Einheiten im Kampfe.
Für den großen Kalkül kommt hiebei selbstverständlich die
Durchschnittsdichte der Infanterie als der Hauptwaffe (d. i.
das Verhältnis der Entwicklungsbreite zur Truppenzahl oder,
wie es praktisch am entsprechendsten ausgedrückt wird: das
Verhältnis der Zahl der Gewehre zu einer Maßeinheit —
Schritt oder Meter — der Front) in Betracht.
Ehe ich zur Besprechung der einschlägigen Erfahrungs¬
daten des Krieges 1904/05 schreite, sei hier eine theoretische
Betrachtung dieser Frage eingeschaltet, welche der weiteren
Besprechung die Grundlage bieten soll.
Das Gewehr kann nur in einer Linearform zur Geltung
gebracht werden und in einer solchen gestattet bloß eine
eingliedrige Aufstellung die Ausnützung von natürlichen und
von solchen künstlichen Deckungen, welche im Verlaufe des
Kampfes oder knapp vor demselben angefertigt worden sind.
Zweigliedrige Linien bieten bereits ein derartiges Ziel, daß sie
hohe Verluste zur Folge haben. Daher ist auch nicht an¬
zunehmen, daß sich die Feuerleistung einer solchen (zwei¬
gliedrigen) Linie im allgemeinen und auf die Dauer höher
stellen wird, als die einer eingliedrigen von der gleichen
Breite. Zwei und mehr Glieder in einer Feuerfront können
demnach nur vorübergehend oder unter besonderen Um¬
ständen (besondere natürliche oder künstliche Deckungen,
Etagenfeuer) in Betracht kommen.
Theoretisch genommen, müßte daher eine eingliedrige
Schwarmlinie — d. i. eine Frontausdehnung von höchstens
1 Gewehr auf 1 Schritt — im allgemeinen das Maximum der
Feuerleistung der Infanterie abgeben, das nur ausnahmsweise
oder vorübergehend — gewissermaßen zufällig — erhöht
werden kann. Dies gilt sowohl für den Angriff, als auch für die
Verteidigung.
Eine geringere Dichte als 1 Gewehr pro Schritt kann
bei der heutigen Waffe unter günstigen Ausschuß- und Be¬
streichungsverhältnissen zweifellos eine Feuerkraft von ganz
gewaltiger Wirkung gestatten.
Nimmt man die Dichte von 1 Gewehr auf 1 Schritt als
das zulässige Maximum für den entscheidenden Kampf an,
so muß bei Bemessung der Truppenstärke für einen be¬
stimmten Zweck (im zug-ewiesenen Raum) dafür vorgesorgt
sein, daß die bis zur Entscheidung ein tretenden Verluste der
Feuerlinie ersetzt werden. Nimmt man diese selbst mit
50 Prozent an, so würden 2 Gewehre auf 1 Schritt des Ge¬