Anlage und Leitung der Schlacht.
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der Befehlgebung zu verkennen, seien die Konsequenzen
dieser Anordnung besprochen. In Erwartung der Einnahme
von Wulitaitsi blieb die 1. Armee am 10. Oktober untätig
stehen und duldete das Festsetzen (auch Befestigen) des
IV. sibirischen Korps vor ihrer Front. Die östliche Flügel¬
division der 4. Armee, die 10., ging auch am 10. Oktober nur
um weniges vor, da sie gewissermaßen die Lücke zwischen
der l.und 4. Armee schließen mußte. Auf diese Weise wurde
japanischerseits nicht erkannt, daß zwischen der russischen
Westarmeegruppe und dem IV. sibirischen Korps eine Lücke
klaffte, deren Ausnützung (Vorgehen der 10. Division sei es
gegen Norden oder gegen Osten, d. i. auf den Flügel des
IV. sibirischen Korps) für das Gefecht der 1. Armee die
größten Vorteile gehabt, ja, vielleicht schon am 10. Oktober das
Zurückwerfen des IV. sibirischen Korps zur Folge gehabt hätte.
Das nach dem Angriffsmarsch der Japaner am 10. Oktober
folgende Spiel der Maßnahmen und Gegenmaßnahmen beider
Parteien habe ich an anderen Stellen besprochen. Es ist
daraus ersichtlich, wie nunmehr die ersten Ideen beider Feld¬
herren (der Plan) durch die Bedürfnisse des Augenblickes,
hervorgerufen durch lokale Ereignisse (Erfolge, Mißerfolge),
immer mehr in den Hintergrund gedrängt worden sind. Dies
möge die von mir vielfach geäußerte Ansicht erhärten, daß
mit den ersten Anordnungen für die Schlacht nur die Be¬
dingungen für den günstigen Verlauf der ersten Zu¬
sammenstöße geschaffen werden können. Weiter hinaus
kann es nur Wünsche und Hoffnungen geben; ob sie sich
realisieren, ist vom Ergebnis der Summe aller Kämpfe ab¬
hängig. Vor der Schlacht hat der Feldherr es höchstens in
der Hand, diese so einzuleiten, daß für die weitere Zukunft
gewisse Vorteile angebahnt sind. Große strategische Vorteile
aber an die Spitze des Planes zu stellen und damit den
Erfolg der ersten Kämpfe in Frage zu stellen, das wäre —
wie es der russische Plan für die Offensive über den Schaho
zeigt — höchst bedenklich.
Die Leitung in der Schlacht.
Wenn man zugibt, daß die moderne Schlacht sich aus
Einzelkämpfen der Gruppen zusammensetzt, welche sich
auf so weitem Raume abspielen, daß die gegenseitige un¬
mittelbare Rückwirkung ihrer Ergebnisse eine geringe ist,
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