Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

92 
Die Schlacht. 
barkeit der höheren Einheiten, hohe Anforderungen 
stellt. Bedenkt man, daß auf Grund der Erfahrungen der 
letzten Kriege des XIX. Jahrhunderts vielfach die Ansicht 
Platz griff, es komme im großen in der Schlacht nur auf das 
sogenannte Auslaufenlassen der angesetzten Kolonnen an, 
wodurch sich der Einfluß des Feldherrn und der übrigen 
Organe der höheren Führung sehr einschränke, so muß im 
Gegenteile jetzt besonders betont werden, daß die Rolle, 
welche die höheren Kommanden vor und in der Schlacht 
spielen, doch bedeutend größer ist, als man heute noch an¬ 
nehmen zu dürfen glaubt. 
Um die ebengestellten hohen Anforderungen an die-, 
Manövrierfähigkeit der Armee vor und in der Schlacht zu 
erfüllen, muß einerseits die Ausbildung der höheren Kom¬ 
mandanten sowie jene der höheren Einheiten, anderseits die 
Organisation der Armee und der Befehlgebung eine ent¬ 
sprechende werden. Diese Forderungen bedingen, daß den 
Übungen in der Führung großer Körper (Kriegs¬ 
spiele, Übungsreisen, Manöver) in der Friedensaus¬ 
bildung ein weites Feld eingeräumt werden muß. 
Bezüglich der Organisation der Armee im Felde handelt 
es sich vom Gesichtspunkte der Manövrierfähigkeit in der 
Schlacht um die Gliederung der Einheiten (Divisionen) in 
höhere Verbände (Korps, Armeen) und um die Organisation 
dieser selbst mit Rücksicht auf die operative Verwendung, 
welche eine Verschiebung der Einheiten innerhalb der 
höheren Verbände erleichtern soll. 
Ich begnüge mich, die Wichtigkeit dieser Umstände für 
die Schlacht hervorzuheben, weil ich von deren erhöhter Be¬ 
deutung — entgeg-en den bisher geläufigen Ansichten — 
durchdrungen bin; gehe aber auf die einzelnen Fragen nicht 
näher ein und beschränke mich darauf, an dem Beispiele der 
russischen Offensive über den Schaho im Oktober 1904 
darzulegen, welchen Einfluß die Kenntnis über den Feind, 
die Raschheit in der Auffassung der Lage und im Entschlüsse, 
dann die Manövrierfähigkeit der Einheiten auf die Schlacht 
ausübten. 
Die Nachrichten, welche der russische Armeekommandant 
über den Gegner hatte, waren sehr zutreffend (siehe Beilage 5, 
in welcher die Nachrichten gelb, die tatsächliche Gruppie¬ 
rung der Japaner rot dargestellt ist; dann vergleiche »Die 
Schlacht am Schaho«). Der einzige größere Irrtum bestand