Volltext: Historisch-topographische Matrikel oder Geschichtliches Ortsverzeichniss des Landes ob der Ens

Anno 
ve! circa annum. 
a. 476. 
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Wohl standen zu Anfang' des fünften Jahrhunders die Donau¬ 
festungen, insbesondere die oberen Castelle des Ufer-Norikums 
noch un erschüttert *); aber e. a. 408 begann die allgemeine 
Wanderung* der Völker; ein Volk nach dem andern riikte gegen 
die Gränze des Römerreiches vor, der einmal bewegte Ball 
trieb sich vorwärts. Norikum, yon den Alemannen im Westen, 
von den Thüringern, Herulern im Norden, von den Rugiern und 
Gothen im Osten umgeben, stand nur nach Süden hin mit dem 
Centrailande Italien in einer losen, oftmals gestörten Verbindung; 
den fortwährenden Anfallen, Plünderungen und Verwüstungen 
preisgegeben, flüchteten sich die Bewohner in die Gebirge oder 
in die festen Castelle, und sahen ihre Wohnungen in Rauch auf¬ 
gehen. Als aber das weströmische Reich durch den Herulerfürsten 
Odoaker a. 476 völlig zertrümmert war, waren die Milizen in 
den Donaufestungen ohne Sold, ohne Unterstützung den täglichen 
Angriffen der Barbaren biosgegeben; die oberen Donaufestungen, 
selbst die Batava castra, waren gefallen, nur das feste Lauriacum 
hatte sich noch gehalten, und bot unter den Auspizien des erleuch¬ 
teten Noriker-Apostels, St. Severinus, für die Flüchtigen Schutz. 
Bis a. 488 waren alle festen Plätze des westlichen Ufer-Norikums 
zerstört, oder von den römischen Bewohnern, die nach Italien 
abgezogen waren, verlassen, und weil die wenigen befestigten 
Orte im Innern des Landes, wie Juvavia, Ovilaba, schon bei den 
früheren Einfällen der Heruler und Rugier zu Grunde gegangen 
waren, so bot das ganze Land nur ein trauriges Bild der Verödung 
und Verwüstung. Auch das feste Lauriacum scheint auf eine 
gewaltsame Wreise c. a. 480 von den wiederholt anstürmenden 
Alemannen zerstört worden zu sein. Norikum und Vindelicien 
worin noch immer einzelne Römer (Romani tribútales) in römi¬ 
schen Dörfern zurückgeblieben waren, kamen unter die Herrschaft 
der Ostgothen. 
Aber mit dem Beginne des sechsten Jahrhunderts errang sich 
über selbe ein neues Volk eine bleibende Herrschaft, nämlich die 
Bajuvavier, Baiern, ein origineller, kerniger, ächtdeutscher Volks¬ 
stamm; so trat auch für das Land ob der Ens eine grosse Verän¬ 
derung ein; ein neues, frisches Leben regte sich wieder an den 
Flüssen, und auf den Bergen; es zeigten sich die Keime einer neuen 
Zeit, des in vielfacher Beziehung so eigenthümlichen Mittelalters ! 
1j Eugippius in vita St. Severini §. 12. In diesem Ausdrucke liegt die erste 
Andeutung- unserer heutigen Abtheilung in das Land ob und unter der Ens. 
Quellen-Citat. 
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