Volltext: Historisch-topographische Matrikel oder Geschichtliches Ortsverzeichniss des Landes ob der Ens

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Anno 
vcl circa annum, 
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Q,uellen-Citat. 
„Wo der Römer siegt, dort wohnt er auch", war ein altes 
Sprichwort der Vorzeit; d. h. um diese neue Gränze gegen die 
Einfälle der germanischen Völker, der Thuringii, Marcomanni, 
Quadi, zu decken, legten die Römer mit Umsicht und militäri¬ 
scher Klugheit eine ununterbrochene Linie yon Befestigungen und 
Standlagern an *), führten Colonisten in schon bestehende grös¬ 
sere Orte, und erbauten auch neue, die Anlass gaben, dass in 
der Folgezeit nicht unberühmte Städte und Standorte daraus sich 
bildeten. So entstanden an den Ufern des Lechs und der Donau 
jene Castelle und Municipien, yon deren Vorhandensein theils 
sichtbare Ueberreste, theils bewährte Aufschreibungen noch 
zeugen. 
Sowie die Römer das an der Nordseite der Donau gegen- 
iibergelegene Land Germanien's Stime (frons Germaniae) 
Messen, ebenso nannten sie die Gränzburgen an der Donau die 
Augenbrauen des Isters (sup er cilia Istri). 
In gleicher Weise legten sie auch eine zweite Linie yon 
Befestigungen an, und machten überhaupt Norikum zu einer Vor¬ 
mauer ihres Reiches. 
Ausserdem brachten die Römer, um ihre Eroberungen gegen 
die besiegten Völker zu sichern, und jede Eigenthümlichkeit der¬ 
selben zu unterdrücken, überallhin ihr tiefdurchdachtes Colonial- 
system in Ausübung ; sie legten planmässig zur Verbindung der 
Besatzungen, zur wechselseitigen Hilfe, zu schnellen Hin- und 
Herzügen die kunstvollen Heerstrassen, und an diesen wieder 
die Civitates, vicos, mansiones, mutationes (Nachtlagerstätten), 
castra stativa, castra aestiva, cursus públicos etc. für die durch¬ 
ziehenden Truppen an. 
Die Römer nannten das südseits der Donau, vom Lech bis 
an den Inn gelegene Land, vorher Vindelicien, nun Rhaetia secunda, 
und das vom Inn bis an den Möns Cetius (Kahlen-Berg) reichende 
Noricum theilten sie in das Noricum ripense (Ufer-Norikum), und 
Noricum mediterraneum (Mittel - Norikum), welches nämlich 
südlich vom Ufer-Norikum bis in die julischen Hochalpen hinein¬ 
reichte. 
!) Nach Erforderniss des Terrains wurden fortlaufende Wälle aus Erde, 
Mauern, Verhaue, Pfahlwerke, Gräben errichtet, an verschiedenen, gui 
gelegenen Punkten befestigte Burgen mit Thiirmen erbaut, und diese mit 
Kriegern besetzt; besonders entstanden diese Burgen am Donaulimes 
unter dem Imperator Marcus Aurelius. 
2. Procop. de 
aedif. IV. 5. 
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