Volltext: Aus Österreichs Höhe und Niedergang

kriegen an Prinzen regierender Häuser und an verdiente Geschlech 
ter des eingeborenen reichsdeutschen und ungarländischen Adels er 
teilt worden waren. Die Schaumburg, Kühner, Normann, Khuen- 
Belassi, Hadik, Erdödy, Pejacsevich, Draskovich, Jankovich figu 
rierten unter jenen Lehensmännern. Allmählich erwarb aber dann 
die -— meist jüdische — Plutokratie ein Gut nach dem andern, so 
daß ganze Landstriche ihnen zu eigen wurden. Rührig und geschickt 
arbeitete sie an der Expropriation ungeheurer Waldherrschaften. 
Der Bischof von Diakovar, Stroßmayer, damals schon ein Neun 
ziger, war noch immer ein streitbarer und lebensfroher Kirchenfürst, 
eine der hervorragendsten Gestalten Kroatiens. Sohn eines einfachen 
Fahnenschmiedes, wurde er mit kaum 40 Jahren Bischof der reich 
sten Diözese des Landes und unter Jellacic’s Einfluß persona grata 
des kaiserlichen Hofes. Er verdarb sich’s jedoch später gleich diesem 
durch sein stetes Mahnen, den Kroaten die Verdienste von 1848/49 
politisch zu lohnen. Dann — nach dem Ausgleich mit Ungarn — 
durch sein Widerstreben gegen dieses Volk. An letzterem trug auch 
ein wenig verletzte Eitelkeit Schuld, da sich der Bischof von den 
Ungarn in den Ausgleichsfragen einigermaßen hatte düpieren lassen. 
Er residierte auf seinem Bischofsitz als Hort aller kroatischen National 
patrioten und als unversöhnlicher Gegner der ungarischen Machtge 
lüste, insoweit sie sich auf sein Heimatland bezogen. 
1897 und 1898 gab es anläßlich der Wahlkampagne wiederholt 
Unruhen, zu deren Behebung und Niederdrückung das Regiment be 
trächtliche Assistenz beistellen mußte. Leider erforderte die Situa 
tion einmal den Waffengebrauch, was mir sehr nahe ging, da ich der 
wertvollen Bevölkerung die größte Sympathie entgegenbrachte. Auch 
war es mir klar, daß die unionistischen Bestrebungen der Regierung 
sich nur mit Gewalt aufrecht erhalten lassen könnten. Diesem Prin 
zip vermochte ich nicht beizupflichten, da hierdurch die traditionelle 
kaisertreue Gesinnung der Bevölkerung in Gefahr kommen mußte, 
was dann auch geschah. 
Als ich im April 1900 zum Kommandanten der 65. Brigade in 
Györ (Raab) und wenige Tage später, noch inmitten des Regimentes, 
zum Generalmajor ernannt wurde, war mir das Scheiden aus diesem 
harmonischen Kreis nicht leicht. Und ich glaube, man ließ mich auch 
nicht leicht ziehen, denn später noch, fast zwei Dezennien nach meinem 
Wirken, erhielt ich oft Beweise der Sympathie und hörte von den 
einstigen 78ern und den Bewohnern Esseggs der ,,Ära Auffenberg“ 
gedenken.
	        
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