Volltext: Aus Österreichs Höhe und Niedergang

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lung zu einer dominierenden zu machen. Die Verhältnisse im lebens 
lustigen, nichts weniger als spießbürgerlich gesinnten Essegg gaben 
hiefür den geeigneten Boden, und die billigen Lebensbedingungen er 
möglichten eine Reihe von gesellschaftlichen Veranstaltungen, wobei 
das Band zwischen Militär und Zivil immer freundschaftlicher und 
fester wurde. Es gab auch ein sehr gut geleitetes deutsches Theater, 
und die Offiziersmesse gestaltete sich zu einer vollgültigen Offiziers 
reunion. Bei Ausschmückung der Räume tat ich wirksamst mit, 
indem ich — damals leidenschaftlich der Brandmalerei ergeben — 
einen Kredenzschrank und zwölf Sessel eigenhändig in dieser Technik 
ausführte. Das Beispiel zog, und nach Jahresfrist besaß das Regiment 
ein Offiziersheim, das sich sehen lassen konnte. Vor allem war es 
Major Pirgo, ein begabter Malerdilettant, der ein lebensgroßes Bild 
des berühmten Pandurenführers, Obersten Freiherrn von der Trenk, 
schuf. Wir sahen ihn als Stammvater des Regimentes an und nannten 
uns auch Trenkpanduren. Kaum dreißig Jahre alt, hatte Trenk aus 
eigenen Mitteln sein Freikorps aufgestellt und war mit seinen Pan 
duren in den österreichischen Erbfolgekrieg gezogen. Er hatte die 
verwegenste Kühnheit mit der klügsten Überlegung in sich vereint. 
Mit seinen 2000 Mann hatte er' den Rhein durchschwommen, um 
einen Handstreich auszuführen. Er hatte die Festung Budweis er 
obert, trotz der starken, von einem preußischen General befehligten 
Besatzung. In der kurzen Friedenszeit zwischen dem ersten und 
zweiten schlesischen Krieg hatte er seine im westlichen Slavonien 
gelegenen Besitzungen nach müitärischen Grundsätzen organisiert 
und Bauten aufgeführt, die noch heute als Kasernen und Depots 
verwendet werden. Sein Korps war allerdings nicht nur durch seine 
Tapferkeit, sondern auch durch seine Wüdheit und Beutegier be 
kannt mid gefürchtet gewesen. Zieht man aber die Zeiten in Be 
tracht, in denen es existiert, und die Verhältnisse, in denen es ge 
lochten hat, so darf man sich darob nicht allzu sehr entsetzen. Am 
allerwenigsten, wenn man die Akte barbarischer Kriegführung da 
gegenhält, die während des Weltkrieges just von den fortgeschritten 
sten Nationen begangen wurden. 
, Der bekannte kroatische Komponist Zajc, der in Agram lebte, 
komponierte auf meine Bitte einen Regimentsmarsch, dessen Grund 
motiv Fanfaren des Trenkschen Pandurenkorps bildeten. Der origi 
nelle Marsch erhielt die offizielle Bestätigung, und so lange das In 
fanterieregiment Nr. 78 bestand, wiesen diese Klänge den Schritt des 
Regimentes. 
Der Ausbüdung des Regimentes wandte ich natürlich die größte 
Aufmerksamkeit zu. Strammheit als disziplinäres Mittel, Agüität
	        
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