Volltext: Aus Österreichs Höhe und Niedergang

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suches erfolgte aber noch immer nicht. Das war eben so peinlich als 
unverständlich. Für den Fall, daß meine früher geschilderte Hoff 
nung auf falscher Voraussetzung beruhte, daß man also durchaus 
nicht die Absicht hatte, mir auch nur das leiseste Entgegenkommen 
zu zeigen, die geringste Genugtuung zu bieten, hatte man es jetzt 
doch in der Hand, mich auf Grund des leider eingesendeten Aboli 
tionsgesuches moralisch zu vernichten, dabei aber den Skandal einer 
Gerichtsverhandlung gegen einen der ersten Generale der Armee zu 
vermeiden. Da stimmte also etwas nicht, und bis in die jüngste Zeit 
war mir dieser Schritt vom Weg in der sonst ebenso schlau wie er 
barmungslos konstruierten Kampagne nicht recht faßlich. Erst nach 
dem Zusammenbruch der Monarchie erhellte ihn ein Geheimakt. 
Erzherzog Friedrich, zur Abgabe eines Gutachtens aufgefordert, 
kam dem in einem längeren Bericht (Keservat Hr. 6944 vom 15. Juli 
1915) an den Kaiser nach, darin er sich in fanatischer Weise gegen 
jegliche etwaige Milderung des Verfahrens aussprach und meine 
strengste Verfolgung in allen Instanzen und bis ans letzte Ende 
dringendst empfahl. Er drapierte sich dabei mit dem Gewand strenger 
Gerechtigkeitsliebe und propagierte den Grundsatz, ,,daß Auffenberg 
gerade seiner glänzenden Laufbahn und vielfachen Verdienste wegen 
auf das allerstrengste zu behandeln sei, ganz unbekümmert um die 
moralischen und finanziellen Rechtsfolgen, die daraus für ihn er 
wüchsen!“ Auch wird schon in jenem Bericht der Antrag ge 
stellt, daß, im Falle die Gerichtsverhandlung mit einem Frei 
spruch enden sollte, das ehrenrätliche Verfahren sofort einzusetzen 
habe. Diesem Bericht, der die volle Vernichtung des gewählten 
Opfers in leidenschaftlichster Weise anstrebte und die Ge 
sinnungen des Erzherzogs gegen seinen einstigen erfolgreichen Waffen 
gefährten in das richtige Licht stellte, wurde zugestimmt, und das 
Abolitionsgesuch sechs Wochen nach dessen Einsendung verworfen. 
Es geschah zu meinem größten Glück! Erzherzog Friedrich 
war dieses eine Mal ,,der Geist, der Böses will und Gutes schafft“. 
Durch das Zusammensein mit meiner Familie und durch vielfache 
Beweise getreuen Verharrens seitens verschiedener Gesellschafts 
kreise hatte sich indessen meine flexible Natur wieder emporgerafft. 
Die fürchterliche Depression der ersten Tage und Wochen war ge 
schwunden, und eine trotzige Kampfesfreude erfüllte mich, als ich 
am 3. August den Weg zur abschließenden Gerichtsverhandlung an 
trat. 
Und zu diesem günstigen Moment persönlicher kräftiger Kampfes 
disposition kam noch ein anderer, höchst wichtiger Umstand: die 
Zusammensetzung des Kriegsgerichtes. Hierzu wurden die in Wien
	        
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