Volltext: Aus Österreichs Höhe und Niedergang

gehörig gewesen sei, Skoda-Aktien in meinen Besitz zu bringen. Eine 
Ungehörigkeit, die die Banknotabilität von ihrem Standpunkte als 
solche strikte verneinte. Das Charakteristische und, wenn 
man will, Drollige dabei ist überdies, daß ich mein Beben 
lang gar nie eine einzige Skoda-Aktie besessen habe. Es 
war eine ebenso unbegründete, aus der Euft hergeholte Annahme wie 
jene, ich hätte mit Franz Ferdinand jemals konspiriert. Aber beides 
wäre zweifelsohne erwünscht und angenehm gewesen! 
Nur bei zwei Sachverständigen — zwei hohen Offizieren des General 
stabes — hatte die Untersuchung Glück. Diese — beide einst Ab 
teilungschefs unter meinem Ministerium — entwickelten unter an- 
derm eine lange börsentechnische Abhandlung, in der sie zu beweisen 
suchten, daß „meine“ (!) Börsenspekulation dem Staate die ärgsten 
Verluste und Kalamitäten hätte bereiten können. Daß die Unter 
suchung zur Evidenz erwiesen hatte, daß ich niemals gespielt, focht 
weiter nicht an! Dem Obersten Schwarz hatte aber seine Speku 
lation, die er tatsächlich für seine Person betrieben, einen Effekt von 
700 Kronen zu seinen — Ungunsten erbracht! 
Am 36. Tag wurde ich endlich enthaftet. Durch die erlittenen 
Grausamkeiten und Demütigungen an Eeib und Seele gebrochen, 
durfte ich heimkehren. Die Untersuchung lief aber weiter. 
Da ereignete sich ein merkwürdiger Zwischenfall. 
Am 5. Juni, also eine Woche nach der Enthaftung, ging meine 
Frau nochmals zum Kriegsminister, der sie ganz im Gegensatz zu 
seinem Verhalten bei ihrem letzten Besuch, wo er alles geklärt und 
gelöst gesehen hatte, mit der Mitteilung begrüßte: „Also Ihr Mann 
ist verloren — ganz und gar verloren!“ Meine Frau war fassungs 
los. „Um Gotteswillen, wie ist das möglich!“, rief sie in ihrer Angst. 
Da meinte der Minister, wenn das Gericht sich einmal einer Sache 
bemächtige, wisse man nie, wohin sie laufe. Dann fügte der Minister 
bei: „Das einzige, was ihn retten kann, ist ein Majestätsgesuch. 
Ich habe Ihnen dazu schon am 13. Mai dringend geraten.“ (Es war 
am Tag der ungarischen Interpellation, wo sich die Arrangeure be 
reits sehr unsicher gefühlt.) „Ich begreife, daß Ihr Mann jetzt voll 
kommen entschlußunfähig ist. Um so mehr ist es Ihre Pflicht, ihm 
den einzigen Weg zu weisen, den er noch gehen kann. Er soll ganz 
kurz die Abolition erbitten und als Sühne seine Charge niederlegen.“ 
Auf die Antwort meiner Frau, daß die Anklageschrift noch gar nicht 
zugestellt sei, entgegnete der Minister, daß ihn dies wundere, ihn aber 
in seiner Anschauung nicht beirre, da er keinen anderen Weg sehe, 
„denn“, fügte er bei, „selbst wenn ein gerichtlicher Freispruch er 
folge, so käme dann doch für alle Fälle der Ehrenrat, der ihn un- 
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