Volltext: Aus Österreichs Höhe und Niedergang

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gaß diese bedeutungslose Korrespondenz vollkommen. Schwarzens 
Verhältnisse wurden dann immer ungünstiger, und im Februar 1915 
machte jgr seinem Beben freiwillig ein Ende. 
Eine Reihe nicht ganz geklärter Zufälle führte dahin, daß im April 
jenes Jahres Schwarzens schriftlicher Nachlaß amtlich durchsucht 
wurde. Hierbei soll man meine Korrespondenz gefunden haben. 
Es war an einem Sonntag, just an jenem Tag, von dem ich früher 
erzählt hatte. Doch die feiertägliche Ruhe hinderte keineswegs, daß 
man mit bewunderungswürdiger Raschheit die Militärkanzlei des 
Kaisers Ijiervon in Kenntnis setzte, die augenblicklich die kaiserliche 
Erlaubnis zu meiner sofortigen Verfolgung und Inhaftierung erbat 
und auch erhielt. Mit beispielloser Hast erfolgte noch im Taufe des 
sonntägigen Abends die^Zusammensetzung einer geheimen Unter 
suchungskommission, deren Chef, General der Kavallerie Graf Uex- 
küll, mir die früher erwähnte Einladung zukommen ließ . . . 
Als ich die Kanzlei des Generals betrat, fand ich zu meiner Über 
raschung eine Gerichtskommission vor. Nach einigen allgemeinen 
Worten entfernte sich Uexküll, ließ mich mit der Kommission allein, 
und der^ amtierende Auditor erklärte mir kurz und bündig, daß ich 
mich wegen Börsenspekulation und hierdurch versuchter Bereicherung 
zu verantworten habe L 
Die Aufmachung war wahrhaft völlig genial und brillant arrangiert, 
denn ich war wirklich vollkommenst überrascht und wie vor den 
Kopf geschlagen! 
Im vollen Bewußtsein, daß ich weder an der Börse gespielt, noch 
mich je bereichert hatte, wies ich die Anschuldigung heftig und ent 
schieden zurück. Als man mir dann die einzelnen Stücke meiner'mit 
Schwarz geführten Korrespondenz vorwies, erinnerte ich mich daran 
wohl dunkel, vom Zusammenhänge war mir aber nur das eine sonnen 
klar, daß ich persönlich gar nie an einer Börsenspekulation teilge 
nommen oder dieselbe in irgendeiner Weise initiiert hatte. Darüber 
gab ich auch dem General Grafen Uexküll meine ehren wörtliche 
Versicherung. Nichtsdestoweniger ließ der greise und völlig über 
rumpelte Mann meine Verhaftung zu. Der Graf berichtete später 
meiner Frau, daß er vorher nicht orientiert wurde, um was es sich 
eigentlich handle, und den effektiven Grund, dessentwegen er mich 
zu sich zu bitten hatte, erst erfuhr, als die Gerichtskommission bei 
ihm erschienen war. 
Meine Verhaftung erfolgte in stürmischer Weise. Alle meine Ver 
sicherungen halfen nichts. Man gebärdete sich wie toll, nahm mir 
den Säbel ab, den ich 44 Jahre lang dem Vaterland und mir zur Ehre 
getragen hatte. Es war der schmerzlichste und demütigendste Mo-
	        
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