Volltext: Aus Österreichs Höhe und Niedergang

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deks und Tegetthoffs (,,Kölligsglaube" und „Wilhelm Fritjoff“) eine 
wahrhaft frappante Ähnlichkeit aufwies, so war es mir und meiner 
Familie um so interessanter, diese geistvolle, charmante Dame in 
unserem Hause begrüßen zu können. 
Kapitel XV 
Meine Lebenstragödie 
Nach Erhält des früher angeführten kaiserlichen Handschreibens ging 
ich daran, mich für das Pensionistendasein, für tatenlose Ruhe, ein 
zurichten mid begann zunächst das Ordnen meiner umfangreichen 
Skripten, dienstlicher und privater Natur. Während ich in meiner Kanz 
lei damit beschäftigt war, besuchte mich am 25. vormittags — es war an 
einem Sonntag—Prinz Ludwig Windischgraetz mit Professor Dr. Singer. 
Ersterer war von der Karpathenfront heimgekehrt, wo er als Or 
donnanzoffizier beim IV. Korps eingeteilt war. Er wußte viel Inter 
essantes, aber eigentlich wenig Erfreuliches zu erzählen. Während 
des Feldzuges zum Rittmeister avanciert und für einen glänzenden 
Ordonnanzritt dekoriert, befand er sich zu jener Zeit, von der ich 
spreche, als Parlamentsmitglied in Budapest und momentan einige 
Tage in Wien. Ich freute mich, den Prinzen zu sehen, aber ich konnte 
nicht ahnen, welch ein Glücksfall es war, just in jenen Tagen diesen 
erprobten und verläßlichen jungen Freund an meiner Seite zu haben. 
Mittags feierten wir im Familienkreis, halb ernst, halb scherzweise 
die „Baronie“ und nachmittags fuhren wir in die Hinterbrühl. Weh 
mut beschlich mich im Gefühl, an einem Lebensabschnitt zu stehen, 
über den hinaus nichts mehr als des Durchschnittsbürgers Sinn von 
mir verlangt werden würde, und wir besprachen unsere kommenden 
Tage, die sich fortan nur im engen Kreis der eigenen Interessen be 
wegen sollten. 
Nach unserer Heimkehr kam ein Leibgardist und überreichte mir 
einen Brief des Gardekapitäns Grafen Uexküll, darin er das Ersuchen 
an mich stellte, am nächsten Morgen um 9 Uhr früh in seiner Kanzlei 
zu erscheinen. Ich war einigermaßen erstaunt, da ich mit dem 
genannten General niemals in irgendeinem dienstlichen Verhältnis 
gestanden hatte, legte dem Ganzen aber gar keine Bedeutung bei. 
Am nächsten Tag ging ich nun zum angesagten Rendezvous. Es 
war ein wunderschöner Frühlingstag, und ich schritt behaglich dahin,
	        
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