Volltext: Aus Österreichs Höhe und Niedergang

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Mut der verantwortlichen Persönlichkeiten bewundert, 
die im damaligen Momente, bei vollster Kenntnis der 
inner- und außenpolitischen Konstellation sowie der bei 
derseitigen Kraftkomponenten einen Krieg anraten konn 
ten, von dem es klar war, daß er zu einem Weltbrande führen 
und für uns zu einem Existenzkampf werden müsse. 
Daß aber unter dieser Skepsis meine persönliche Leistungsfähig 
keit nicht gelitten hat, beweist wohl meine Führung in der Schlacht 
von Komarow, der größten Kampfesaktion, die die alte Armee sieg 
reich durchfochten hat. Sachlich mußte ich mir aber sagen, daß 
unter den gewordenen Umständen nur eine alles überragende 
Kapazität des Armeeoberkommandanten oder ein Höchst 
maß an Kriegsglück einen durchschlagenden Erfolg innerhalb 
jener kurzen Zeit zu erbringen vermöchte, die zur unbedingt nötigen 
raschen Beendigung des Krieges erforderlich war. Solch ein Höchst 
maß blieb aus, und meiner Skepsis in der anderen Richtung 
haben dann die Ereignisse nur allzusehr recht gegeben. 
Wenn somit sachliche Motive für meine Amovierung gewiß nicht 
Vorlagen, so werden andere — in persönlichen und Stimmungsmomen 
ten gelegene — maßgebend gewesen sein. 
Hiervon werde ich noch an anderer Stelle sprechen. 
XIV. Kapitel 
Nach dem Feldzuge 
So war ich denn vorzeitig und unfreiwillig vom Kriegsschauplatz 
zurückgekehrt. Ich will ehrlich bekennen, daß trotz all der Bitter 
nisse, die ich in den letzten Tagen durchlebt hatte oder vielleicht 
gerade ihretwegen, zunächst fast eine Stimmung des Aufatmens über 
mich kam. Ausgelöst durch das Bewußtsein, wieder bei den Meinen 
zu sein, wo alles klar und ehrlich ist und es keine Intrige gibt. Da 
wurde mir noch nie eine Enttäuschung zuteil, und ich war gewiß, 
auch nie eine solche empfinden zu müssen. 
Gleich in den ersten Tagen konnte ich schon wahrnehmen, daß 
meine Rückkehr tatsächlich wie eine Bombe wirkte. Es entwickelte 
sich ein förmliches Sturmlaufen auf mein Haus, und einer der ersten 
„Stürmenden" war der erste Obersthofmeister des Kaisers, Fürst 
Montenuovo. Er kam natürlich im „Aufträge", denn unsere Bekannt-
	        
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