Volltext: Aus Österreichs Höhe und Niedergang

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des Chauffeurs Generalstabshauptmann Schitier mit der Dienst- und 
Kartentasche plaziert war. In den nachfolgenden Autos fuhr der 
engere Stab. Der enorme Troß und das Armee-Etappenkommando 
kamen erst später teils in Autos, teils zu Wagen nach. Meiner Anschau 
ung nach litten alle unsere höheren Kommanden an Personalhyper 
trophie. Ein Armeekommando beispielsweise bedurfte nicht weniger 
als drei ioo-achsiger Militärzüge. Dabei wurde aber nur dem Armee- 
koinmandanten ein Separatcoupe zugewiesen. Noch zahlreicher war 
das Personal bei den Armee-Etappenkommandos, so daß ich einen guten 
Teil davon rücksandte. Im Taufe des Krieges steigerte sich dieser 
Unfug noch mehr. 
In Narol war das Armeekommando im Schlosse des Fürsten Puzsyna 
sehr gut untergebracht. Ich hatte zwar kein Bett, doch eine ganz 
komfortable Schlafstelle. Sie hatte nur den Nachteil, daß man von 
ihr auf ein Bild sah, das eine Flucht vor Kosaken darstellte. Nun, 
dazu kam’s allerdings nicht. Im Gegenteil. Von hier aus sollte sich 
die Schlacht von Komaröw entscheiden. Aber harte, heiße Tage und 
Nächte waren es, die ich in diesem Gelasse verbrachte. Die Kanzleien 
des Hauptquartiers waren in hohen, hellen Sälen untergebracht. 
Als Speiseraum diente der Bibliotheksaal, der zwar keine überreiche 
Bibliothek, aber hübsche Sgraffitos bot. Das existiert nun alles 
nicht mehr. Vandalische Russenhände brannten es nieder. 
Herrlich, mit alten Bäumen bestanden, wenn auch wenig gepflegt, 
war der Schlößpark, in dem ich mich viele Stunden des Tages auf 
hielt. Am nördlichen Ende des Parkes stand die Feldwache zur Be 
deckung des Hauptquartiers vom halbenMarschbataillon des Infanterie 
regiments 81. Ich sprach oft mit den Deuten, die einen sehr guten 
intelligenten Eindruck machten. Mit feinem Ohr horchten sie auf 
den deutlichen, vielfach variierten Kanonendonner und wußten 
immer genau anzugeben, aus welcher Richtung die Schallwellen 
kamen. 
Kaum in Narol angekommen, trafen Meldungen ein, daß das 
XIV. Korps wohl vordringe, aber überall auf hartnäckigen Wider 
stand des Gegners stoße, der von Grubieszow angerückt war (Rus 
sisches XVII. Korps). Mit dem erhofften Einschwenken gegen West 
hatte es also vorerst noch seine guten Wege. Ich ließ mir aber 
dadurch das Konzept nicht stören. 
Als wir uns zum Mittagessen begaben, kam Generalmajor Schenk 
von Tomaszow zurück und berichtete über den Zustand der 15. In 
fanterietruppendivision unliebsame, direkt betrübende Dinge. Wohl 
hatte General der Infanterie von Boroevid kräftig und wirksam ein 
gegriffen, doch der Mangel eines Divisionskommandanten hatte sich
	        
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