Volltext: St. Pölten (III / 1928)

Rund um @t. Pölten. 
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3000 Jahre vor Christus reicht die Geschichte dieser Gegend zurück. Der Mensch der ..Jüngeren 
Steinzeit" legte hier seine primitiven Wohngrubeu an und die Gräberfelder von Ossarn und 
Kuffern bei Herzogenburg sowie von Gemeinlebarn unterhalb Traismauer legen Zeugnis von 
der Existenz des Menschen der Metallzeit um 1000 vor Christus ab. Der Kraftwagen bringt 
uns von Herzogenburg in 38 Minuten nach dem teilweise noch ungehobenen Gebiete prä 
historischer Niederlassungen. Auch ein „niederösterreichisches Vineta" liegt im Grunde der 
Traisenmündung begraben. Unterhalb Traismauer erhob sich das vom Passauer Bischof 
Uodalrich gegründete Augustinische Chor 
herrenstift St. Georgen an der Traisen, hart 
im Winkel der Donau und Traisen. Wisinto, 
der erste Propst (1112—1117) leitete den 
Bau. Die brandenden Fluten der Donau 
brachten das Kloster in Gefahr und 1244 
mußte das Gebäude seinem Schicksale über 
lassen werden; die Mönche zogen nach Her 
zogenburg und gründeten das heute noch 
bestehende Stift. Der Heimatforscher Adalb. 
Jungwirth schreibt in der pädagogischen 
Zeitschrift der Volks-, Haupt- und Fort 
bildungsschullehrer im Stadtbezirke Sankt 
Pölten „Die Arbeitsgemeinschaft", 1927, 
IV. Jahrgang, Seite 41, über „Ein nieder 
österreichisches Vineta": „Noch blüht das 
Stift Herzogenburg; doch die Trümmer der 
von Wisinto und seinen Mitbrüdern er 
bauten Hallen ruhen nun auf dem Grunde 
der Donau. Bei niedrigem und klaren 
Wasserstande sieht der Schiffer noch heute 
mitten im Donaubette einige Schritte unter 
halb der Traisenmündung die schwarzgrünen, 
geborstenen Mauern von St. Georgen." 
Natur und Kunst haben beigetragen, um 
diesen Teil der Landschaft besonders gegen Westen anmutig und romantisch zu gestalten. Des 
Dunkelsteinerwaldes hochstämmige Flanken hüllen die Abhänge sorglich ein noch im Erinnern 
daran, als bei Fackelschein Druiden der Gottheit das Opfer auf der Malstätte am Göttweiger 
Berge bereiteten. Heute krönt die Spitze das 1072 von Altmann von Passau gegründete 
Stift und wo früher der rauhe Gesang keltischer Krieger mit dem Brandqualm der Opfer 
tiere emporstieg, kräuselt jetzt der Duft des Weihrauchs zum Chorgesang der Sängerknaben. 
Neidisch hat der Wald die Zeugen einer Zeit, als die tropische Sonne auf wallende Urwälder 
herniederstrahlte und Palmen ihre schlanken Wipfel im Spiegel eines Meeres vor Jahrmillionen 
beschauten, verborgen; mit Mühe und Fleiß holen schwielige Arbeiterhände im Braunkohlen 
bergwerke von Ober-Wölbling'Statzendorf und Thallern die Schätze des Bodens herauf, um sie 
dem Menschen dienstbar zu machen. Wer jedoch den Zauber des Dunkelsteinerwaldes voll in sich 
aufnehmen will, benutze die Kraftwagenlinie nach Karlstetten-Hausenbach und wandere auf ein- 
18» 
Ruine Hohenegg.
	        
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