Volltext: St. Pölten (III / 1928)

Die Mittelschulen St. Pöltens. 
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werden dabei durch die Professoren für Schulpraxis angeleitet, die die Aufgabe haben, die 
Studierenden auch mit allen übrigen Aufgaben des praktischen Schullebens bekanutzumacheu. 
Im letzten Halbjahre bekommen die Lehramtsanwärter auch Gelegenheit, sich an der Führung 
einer Klasse der Stadtschulen praktisch zu beteiligen. 
In das Seminar treten die Zöglinge mit dem vollendeten 14. Lebensjahre ein. Die 
Vorbildung ist in der Regel die einer vollständigen Bürgerschule (Hauptschule). Zwischen 
der Abnngsschule und dem Seminar klaffte früher eine Lücke von drei bis vier Jahren. Um 
diesen Zwischenraum auszufüllen und für die Lehrerbildungsanstalt eine passende Unterstufe 
zu schaffen, wurde im Jahre 1923 eine „deutsche Mittelschule" dem Anstaltsbau eingegliedert, 
die jetzt, den geänderten Verhältnissen entsprechend, in eine Hauptschule umgewandelt wird. 
Mit dem Seminar ist ein Schülerheim für 150 Zöglinge verbunden, das unter der 
Leitung des Seminardirektors steht. Die unmittelbare Erziehung liegt in der Hand von vier 
Erzieher», die dem Lehrkörper des Seminars angehören. 
Zur Zeit dieses Berichtes wird die Anstalt im ganzen von 130 Schülern besucht. Davon 
entfallen auf die Ubungsschule 138 Schüler, auf die erste Hauptschulklasse 36 Schüler, auf 
die deutsche Mittelschule 80 Schüler und auf die Lehrerbildungsanstalt 176 Studierende, 
davon sind 144 im Internat untergebracht. Die Senunarzöglinge stammen aus allen Teilen 
Niederösterreichs, hauptsächlich aber aus den beiden Vierteln ob dem Wienerwald und ob 
dem Manuhartsberge. 
Seit dem Jahre 1919 sind mit der Anstalt zweijährige Kurse zur Heranbildung von 
Bürgerschullehrern (Hauptschullehrern) verbunden. Diese Kurse erfuhren im Jahre 1927 dadurch 
eine Erweiterung, daß ihnen auch Kurse für Latein, Englisch, moderne deutsche Literatur und 
Handarbeit angegliedert wurden. Im ganzen werden diese Kurse von 122 Lehrern aus 
St. Pölten und sowohl der näheren als auch der weiteren Umgebung der Stadt besucht. 
Die Mädchennrittelschulen des Institutes der Englischen Fräulein. 
Von M. Barbara Gottlieb, Oberstvorsteherin. 
Vis zum Jahre 1908 besaß das Institut der Englischen Fräulein eine Volks- und Bürger 
schule für die internen Zöglinge und eine für die externen Schülerinnen. Da wurde der 
längst gehegte Plan wieder ins Auge gefaßt, die im Anschlüsse an die Pensionatsschulen be 
findlichen Fortbildungskurse auszugestalten, diesen eine feste Grundlage zu geben und so für 
die Schülerinnen nutzbringender zu machen durch Erwerbung des Offentlichkeitsrechtcs. Dies 
konnte nur in der Weise geschehen, daß die bestehende Bürgerschule in eine Töchterschule 
bezw. in ein Lyzeum umgewandelt wurde. Es wurde beschlossen, an die drei Klassen der 
Bürgerschule allmählich drei Jahrgänge einer höheren Töchterschule mit Zugrundelegung des 
Lyzeallehrplanes zu errichten. Mit dem Schuljahre 1908/09 wurde die Schule in dieser Form 
eröffnet. Entgegen der bisherigen Gepflogenheit des Institutes, sollten auch externe Schüle 
rinnen aufgenommen werden. Mit 28 Schülerinnen wurde begonnen. In den zwei folgen 
den Jahren wurde die Bürgerschule aufgelassen und an ihre Stelle traten die drei Klassen 
Lyzeum. Mit Beginn des Schuljahres 1910/11 hatte also die Schule sechs Klassen und am 
Schlüsse des Schuljahres wurde die erste Reifeprüfung abgehalten. Es stand nichts mehr im 
Wege, statt der Benennung „Höhere Töchterschule" die Bezeichnung „Mädchen-Lyzeum" zu 
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