Volltext: St. Pölten (III / 1928)

Die Mittelschulen St. Pöltens. 
Bundes-Real- und -Obergymnasium in St. Pölten. 
Von Professor Dr. Karl Hübner. 
Nach den Ratsprotokollen von 1540 und 1547 bestand damals in St. Pölten neben 
einer deutschen auch eine lateinische Schule (die alte Klosterschule), als deren erster Leiter 
Mag. Georg Gradarius (1513 bis zirka 1552) bekannt ist. In der Reformationszeit wurde 1562 
eine dreiklassige protestantische Lateinschule unter Mag. Michael Müller und seinem Bruder 
und Nachfolger (seit 1571) Balthasar Müller errichtet, jedoch 1578 bezw. 1582 infolge der 
Gegenreformation gesperrt, ohne daß ein Versuch ihrer Wiedereröffnung im Jahre 1590 Er 
folg gehabt hätte. Nachdem im Anfang des 17. Jahrhunderts der Plan der Errichtung eines 
Jesuitengymnasiums gescheitert war, wurde 1753 auf Grund des Stiftsbriefes des Wiener 
Erzbischofs Kardinal Kollonitsch vom Jahre 1749 durch die Piaristen eine lateinische Stadt 
schule errichtet, allein schon 1776 in das aufgehobene Jesuitenkloster nach Krems an der Donau 
verlegt. Hatte die Bitte des Stadtrates um eine solche Schule bei den Franziskanern keine 
Erfüllung gefunden, so gelang es im Jahre 1787 dem Bischof Kerens, die Übertragung des 
Melker Stiftsgymnasiums in die Kathedrälstadt St. Pölten durchzusetzen, welches jedoch be 
reits 1804 wieder nach Melk zurückkehrte. Neue Versuche, ein Gymnasium zu erhalten, schei 
terten in den Jahren 1810, 1826 und 1848, dafür wurden im Jahre 1849 die beiden Jahr 
gänge der 1837 eingeführten vierten Hauptschulklasse in eine zweiklassige, mit der Haupt 
schule verbundene Unterrealschule verwandelt. 
Diese ging auf Antrag des Gemeindeausschußmitgliedes Apotheker Grimus v. Grimburg 
und dank des Bemühens des Bürgermeisters Ludwig Steiner im Jahre 1863 in eine Landes- 
Oberrealschnle über, welche zum Teil im Pirkohaus, Schießstattpromenade 3, zum Teil in 
der „alten Schule" auf dem Rathausplatz, später in der Gutmannschen Bierhalle, Parkpro 
menade 14, untergebracht war. Nachdem sie im Jahre 1864 einen realgymnasialen Unterbau 
erhalten hatte, bezog sie 1865 das nach den Plänen des Wiener Architekten Nosner von der 
Stadtgemeinde erbaute neue Schulgebäude auf dem Schillerplatz. Ihre beiden ersten Direk 
toren waren Eduard Josef Schwämmet (1863—1871) und Franz Wimmerer (1871—1875). 
Unter ihrem Nachfolger Wilhelm Henke (bis 1899) geschah im Jahre 1878 die Umgestaltung 
in ein Landes-Real- und Obergymnasium, während der Direktion Dr. Alexander Rosoll 
(bis 1919) im Jahre 1900 die Vergrößerung des Gebäudes um den Trakt in der Schulgasse 
und 1910 die Angliederung einer zweiklassigen Landes-Handelsschule, die der Anregung 
des Abgeordneten Alfred Schmid und der Genossenschaft der prot. Kaufleute St. Pöltens 
zu danken ist. Nach der kurzen Amtswirksamkeit des Direktors Heinrich Einzinger (1919) 
folgte der gegenwärtige Direktor Dr. Klaudius Chitil, unter welchem im Jahre 1921 die 
Verstaatlichung beider Anstalten geschah.
	        
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