Volltext: St. Pölten (III / 1928)

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St. Pölten. 
Von einer Gegenüberstellung der 
konfessionellen Gliederung 
der Bevölkerung wurde Abstand genommen. Denn es mag der Anteil der evangelischen und 
mosaischen Konfession ein prozentuell richtiges Bild zu der Gesamtbevölkerung bieten, weil 
die Mitglieder dieser Religionsgenossenschaften durch von ihnen periodisch geforderte materielle 
Leistungen erfaßt werden. Das Verhältnis zwischen der katholischen und freireligiösen Be 
völkerung ist zweifellos zu ungunsten der letzteren dadurch verschoben, daß als Katholiken 
alle jene gezählt werden, die den formellen Schritt der Trennung von ihrer Rcligious- 
genossenschaft, mit der sie möglicherweise nur mehr der Jahrzehnte alte Taufschein verbindet, 
nicht vollzogen haben, nach ihrer Überzeugun g aber, die das wesentliche Moment der Re 
ligionszugehörigkeit darstellt, jedoch den freireligiösen zuzuzählen wären. 
Daraus ergibt sich aber auch noch eine andere Konsequenz. Es ist die Austritts- 
bewegung aus der katholischen Kirche, wie sie im folgenden aus dem Bilde der Fluktuation 
zwischen den Religionsgenossenschaften vielleicht herausgelesen werden könnte, Wohl nicht 
als eine momentane Bekenntnisänderung des einzelnen aufzufassen. Einerseits sind die 
Zahlen bei einer so überwiegend katholischen Bevölkerung zunächst mit der Einwohner 
zahl (von fast 86.000) in Relation zu ziehen, so daß ein Austritt von etwa 400 Menschen 
(Kinder sind in den obigen Zahlen mitinbegriffen) nur etwa Vj a % bedeutet, anderseits 
stellen diese Austritte vielfach eben nur den formellen Schlußakt dar, von dem oben ge 
sprochen wurde. 
Von den Ausgetretenen sind noch 1924 verhältnismäßig viele in die evangelische 
Religionsgenossenschafteingetreten, doch sinkt seither die Zahl der Eintritte in diese ständig, 
immerhin ist in den Jahren 1924 bis 1927 die Zahl der Eintritte in die evangelische Kirche 
noch etwas größer als die Zahl der Austritte. Die Zahl derjenigen, die sich zur Frei 
religiosität (Konfessionslosigkeit) bekennen, ist von Jahr zu Jahr im Steigen begriffen, so 
gar unverhältnisnräßig stark in den beiden letzten Jahren gegenüber den Jahren 1924/25. 
Die altkatholische Kirche hat seit 1. Jänner 1924 5 Eintritte und 8 Austritte zu verzeichnen, 
so wie auch die mosaische Konfession in diesem Zeitraume nur 3 Eintritte gegenüber 11 Aus 
tritten aufweist. Nachstehend eine Tabelle, welche die drei den größten Veränderungen 
unterworfenen Bekenntnisse veranschaulicht: 
1924 
Eintritte 
katholisch 
12 
evangelisch 
40 
sieireligiös 
98 
Austritte 
129 
18 
3 
1925 
Eintritte 
26 
38 
140 
Austritte 
155 
24 
14 
1926 
Eintritte 
13 
33 
358 
Austritte 
378 
10 
10 
1927 
Eintritte 
10 
20 
266 
Austritte 
283 
12 
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Bevor an Hand von Zahlen über Bevölkerungsvermehrung durch Geburten und Be 
völkerungsverminderung durch Sterbefälle eine Übersicht der
	        
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