Volltext: Die Denkmale des politischen Bezirkes Schärding

Sigharting. 
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Die Herrschaft ging im Jahre 1639 durch Kauf an die 
Grafen von Rheinstein und Tattenbach und von diesen im 
Jahre 1824 an die Grafen von Arco-Valley über. 
Im Jahre 1869 ließ die Arco’sche Herrschaftsverwaltung 
St. Martin den Besitz versteigern. Das Schloßgebäude er 
stand die Gemeindevorstehung Sigharting und verwendete 
es für Kanzleizwecke und Wohnungen (LAMPRECHT, 
S. 239). 
Schloßkapelle: Neben dem Herrschaftssitz befand 
sich schon frühzeitig eine dem hl. Pankraz geweihte Schloß 
kapelle, für welche Georg Ehrenreich von Pürching im 
Jahre 1650 ein reichlich dotiertes Benefizium stiftete. In 
seelsorglicher Beziehung gehörte die Hofmark Sigharting 
mit den anschließenden Ortschaften seit alter Zeit zur 
Mutterpfarre Taufkirchen und war an die mit Tauf- und 
Begräbnisrecht ausgestattete Filiale Diersbach gewiesen. Als Diersbach 1784 eine selbständige Pfarre wurde, blieb ihr Sigharting 
unterstellt. Aber nur mehr für sehr kurze Zeit, denn schon 1785 erfolgte die Errichtung einer eigenen Pfarre Sigharting. 
Für die religiösen Bedürfnisse einer ansehnlichen Pfarrgemeinde erwies sich die Schloßkapelle bald als viel zu klein. Infolge 
der Kriegsstürme der nächsten zwei Jahrzehnte konnte man erst 1807 an die geplante Erweiterung schreiten. In dem neuen Turme 
wurden die drei alten Glocken von 1748, 1799 und 1821 wieder angebracht (LAMPRECHT, S. 252 ff.). 
Einen neuen Hochaltar mit Drehtabernakel errichtete 1838 Anton Feuerstein aus Vorarlberg, während Martin Köstler aus Aurolz- 
münster ein Altarbild des hl. Pankraz malte. An Stelle des alten Hochaltars aus Stuckmarmor wurde 1886 ein neuromanischer 
Altar vom Maler Andreas Schmied aus Ried geliefert. Der Figurenschmuck stammt aus Gröden. 
Da die im Jahre 1807 durchgeführte Verlängerung der Kirche auf die Dauer die Gläubigen nicht mehr fassen konnte, wurde 
1868/69 an der Nordseite ein Seitenschiff angebaut und dadurch auch die Möglichkeit für die Aufstellung eines zweiten Altars 
gegeben. Den Altaraufsatz mit Tabernakel fertigten nach den Zeichnungen des Benefiziaten I. Lamprecht der Tischler Josef 
Guppenberger und Maler Johann Gaisberger in Schärding an. 
Abb. 127. Sigharting, Pfarrkirche, Grundriß 1 :300 (S. 109). 
Pfarrkirche zum hl. Pankraz. 
Charakteristik: Kernbau, spätgotische Schloßkapelle, von der im Hauptschiff drei Joche erhalten sind. 
Wanddienste aus dem Achteck konstruiert, ohne Kapitale, die Ansätze der Rippen noch kenntlich, aber ab 
geschlagen. Die Schildbogen spitzbogig mit gekehltem Profil. An der Außenmauer (Südseite) dieses Teiles 
noch das gotische Kaffgesimse erhalten, keine Strebepfeiler. An der spitzbogigen Gewölbeform sind die Grate 
noch kenntlich, die auf ein Netzgewölbe schließen lassen. Diese gotische Kapelle wurde um 1680 um zwei Joche 
gegen Westen (Tonne mit Stichkappen) und 1807 gegen Osten durch ein neues Presbyterium mit drei Jochen 
und abgeflachten polygonalen Schluß erweitert (Tonne mit Stichkappen). Fenster durchweg rundbogig. 1869 
wurde an der Nordseite ein Seitenschiff auf achteckigen Säulen angebaut (Abb. 127). 
Äußeres: Turm an der Nordseite, Glockenstube mit Lisenen und aufgebogenem Gesimse, rundbogige Schall 
fenster vom Anfang des XIX. Jhs., seit 1893 barocker Zwiebelhelm in Blech gedeckt. Kirchendach mit Ziegeln. 
Inneres: Zweigeschossige Westempore aus Holz. 
Einrichtung: Neuromanisch, künstlerisch bedeutungslos. 
Kanzel: einfach. Anfang des XIX. Jhs. 
Statuen: 1. Hl. Rochus und hl. Sebastian, Holz polychromiert. Mittelmäßig. Zweite Hälfte des XVII. Jhs. 
2. Kleine Statuetten auf Konsolen: Immaculata, hl. Florian, Leonhard, Michael, Katharina, Barbara. Schwache 
Arbeiten des XVIII. Jhs. 
Leuchter am Hochaltar, Metall, versilbert und vergoldet. Dreiteiliger Fuß mit Cherubsköpfen, getriebenen 
Ranken und Gitterwerk, bimförmiger Knauf mit Cherubsköpfen. H. 68‘5 cm. Sehr gute Arbeit. Um 1700. 
Meßgeräte:Mopstranzen: 1. Kupfer, versilbert. Länglicher geschweifter Fuß mit getriebenem Rocaille, 
vasenförmiger Nodus, geschweiftes Lunulagehäuse mit Glassteinen, darunter hl. Geist, seitlich betende Engel, 
zu oberst Gott-Vater, doppelter Strahlenkranz. H. 51 cm. Zweite Hälfte des XVIII. Jhs. Mittelmäßig. 
2. Kupfer, vergoldet. Ovaler Fuß mit Lorbeerfestons und Blumenkörben, ovales Lunulagehäuse mit Glas 
steinen und Cherubsköpfen, umgeben von silbernen Ranken, doppelter Strahlenkranz, unter der Lunula knie- 
ender Ritter. Meisterzeichen A I (undeutlich). H. 57-5 cm. Ende des XVIII. Jhs. Mittelmäßig. 
Pfarrkirche. 
zum 
hl. Pankraz. 
Charakte 
ristik. 
Abb. 127. 
Äußeres. 
Inneres. 
Kanzel. 
Statuen. 
Leuchter. 
Meßgeräte. 
Monstranzen.
	        
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