Volltext: Unsere künftige Wirtschaftspolitik [20]

Verstaatlichung der Eisenbahnen wenig geneigt sein, ihren 
Unternehmungen gerade für Massengüter eine neue Konkur¬ 
renz zu schaffen. Das allgemeine Interesse wirtschaftlicher 
und vielleicht auch politischer Natur wird also nur gefühls¬ 
mäßig abzuwägen sein, aber sehr stark sein müssen, wenn es 
sich gegen die angeführten Widerstände durchsetzen soll. 
V. Finanzpolitik. 
Wie immer auch das Ergebnis des Krieges ausfallen mag, 
sicher werden die finanziellen Anforderungen außerordent¬ 
lich hoch sein, viel höher als man zu Beginn des Krieges ge¬ 
ahnt hat. Durch Ersparungen in der Verwaltung wird sich 
der Mehraufwand für die Verzinsung der Anleihen und für 
die Einziehung eines Teiles des Papiergeldumlaufes jedenfalls 
nicht decken lassen, wie einige Optimisten glaubten. Eine 
halbwegs verläßliche Schätzung ist natürlich nicht möglich, 
solange die Kanonen donnern. Deshalb kann auch von der 
Aufstellung eines Finanzplanes im jetzigen Augenblicke noch 
nicht die Rede sein. Wohl aber soll man die allgemeinen Richt¬ 
linien dieses Finanzplanes rechtzeitig besprechen, weil man 
eben wegen seiner Tragweite mit einer bloßen Flickarbeit das 
Auslangen nicht mehr finden kann. Vor allem muß ein Steuer¬ 
grundsatz gewählt werden, der drei Anforderungen entspricht. 
Die erste Anforderung ist die, daß die produktive Arbeit mög¬ 
lichst wenig behindert, sondern so weit als möglich angeregt 
wird, damit der Wirtschaftskörper möglichst bald neue Kräfte 
sammelt, denn auf seine Widerstandskraft kommt es nach den 
Erfahrungen ganz wesentlich an. Ferner muß die Kapital¬ 
bildung im Inlande eine Belebung erfahren, weil uns die 
fremden Geldmärkte zumeist verschlossen sein werden, die 
staatliche und private Investitionstätigkeit aber nicht am 
Kapitalmangel eine Schranke finden darf. Schließlich muß für 
den Fall eines innigeren handelspolitischen Verhältnisses 
zum Deutschen Reiche eine gewisse Angleichung zum deutschen 
Steuersystem stattfinden, weil die Steuerbelastung zu den 
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