Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

Moritz Abeles seit 1928, dessen Stellvertr. Karl 
Körper. 
Ehrenvorsteher der Ch. K.: Moritz Grünfelder 
seit 1904, infolge seiner langjährigen verdienstvollen 
Tätigkeit als Vorstandsmitglied und Yereinsvorsteher; 
in der am 14. Februar 1926 abgehaltenen Generalver¬ 
sammlung der Ch. K. wurde Siegmund Weiner in 
Anerkennung seiner 35jährigen verdienstvollen Tätig¬ 
keit als Vereinskassier zum Ehrenmitgliede ernannt. 
Der israel. Frauenwohltätigkeitsverein in S. wurde 
im J. 1867 gegründet; die erste Präsidentin war Frau 
Josefine Kellner von 1867—1884, hierauf 
Frau Julie Löwi von 1884—1910, seit 1910 ist 
Präsidentin Frau Bertha Anspach. 
Der Jüdische Volksverein besteht seit 1914; Vor¬ 
sitzender: Moritz Grünfelder von 1914—1930, 
seit 1930 Karl Herrmann. Ehrenvorsitzender: 
Moritz Grünfelder. 
Die B'nai Brith Loge „Veritas" in S. wurde am 
30. März 1924 gegründet. Präsident: JUDr. Karl 
Lang; Expräsidenten: JUDr. Hugo Löwy, Sieg¬ 
mund W e i n e r, Dr. Simon Stern, Prof. Ernst 
M ä n d 1. Karl Herrmann. Seit April 1931 besteht 
hier eine Ortsgruppe der „Wizo<6 deren Präsidentin: 
Frau Else Reiß; langjähriger Stadtrat war Siegfried 
M e 1 z e r. 
Die Saazer Rabbiner. 
1. Dr. Abraham Frank von 1867—1872; 
geboren am 22. Februar 1832 als Sohn des Gelehrten Salomon 
Frank in And-Beyerland (Holland), besuchte er das Jüdisch¬ 
theologische Seminar und die Universität in Breslau; seine Uni¬ 
versitätsstudien schloß er in Leipzig im J. 1863 mit dem philo¬ 
sophischen Doktorat ab; sein Rabbinatszeugnis vom 28. Jänner 
1866 bescheinigt ihm umfassende Kenntnisse; er besaß auch Rab- 
binatszeugnisse von dem Rabbiner des Egerer und Saazer Krei¬ 
ses Moses Sachs in Komotau (1873) und von dem Oberrabbiner 
zu Dresden und Leipzig Wolf Landau (1875). Zuerst wirkte 
Abraham Frank in den Jahren 1867—1872 in Saaz; als er am 
24. Oktober 1872 — es war Schemini Azeret — von der Ge¬ 
meinde Saaz Abschied nahm, konnte er u. a. darauf hinweisen, 
daß die Errichtung des Gotteshauses, das er am 19. März 1872 
eingeweiht hatte, wesentlich seiner hingebenden Tätigkeit zu¬ 
zuschreiben sei. Dann führte ihn der Weg nach Linz in Öster¬ 
reich, woselbst bis 1861 sich kein Jude nierderlassen durfte. Er 
versah auch die rabbinischen Funktionen in Salzburg, das erst 
seit 1867 wieder Juden in seinen Mauern zählte. Vor allem hat 
Abraham Frank den stärksten Anstoß zur Erbauung des ersten 
Tempels in Linz und damit in Oberösterreich gegeben, der aller¬ 
dings erst eineinhalb Jahre nach seinem Weggange am 10. Mai 
1877 eingeweiht wurde. 
Anfang Oktober 1875 wurde er zum Rabbiner in Köln a. Rh. 
gewählt, wo er seine großen Gaben und Fähigkeiten, die in 
erster Reihe den Fragen der Gegenwart und des praktischen 
Lebens zugewandt waren, bis zu seinem im November 1917 er¬ 
folgten Tode voll entfalten konnte. Neben G. Karpeles war er 
viele Jahre hindurch Vorsitzender des Verbandes der Vereine 
für jüdische Geschichte und Literatur in Deutschland. 
2. Dr. Siegmund Maybaum von 1873— 1881; 
geboren im Jahre 1844 in Miskolcz (Ungarn), erhielt er seine 
theologisch-wissenschaftliche Ausbildung im Jüdisch-theologi¬ 
schen Seminar zu Breslau. Er wirkte als Rabbiner zuerst in 
Also Kubin, hierauf in Saaz, woher er nach Berlin berufen 
wurde. Neben seiner rabbinischen Tätigkeit wirkte er seit 1888 
als Dozent der Homiletik an der Hochschule für die Wissen¬ 
schaft des Judentums und veröffentlichte mehrere wissenschaft¬ 
liche Werke. Seine bekanntesten Schriften sind: „Die Entwick¬ 
lung des israel. Priestertums", „Die Entwicklung des israel. Pro- 
phetentums", „Jüdische Homiletik", „Methodik des jüdischen 
Religionsunterrichtes". Seine Predigten liegen in mehreren Bän¬ 
den vor; als hervorragender Kanzelredner nahm er in Berlin 
eine führende Stellung ein. Er war viele Jahre Vorsitzender des 
Rabbinerverbandes für Deutschland und Begründer einer Pen¬ 
sions- und Reliktenkasse. Maybaum starb 1919 iti Berlin. 
3. Dr. Aron Baerwald von 1881—1891; 
geboren am 9. Februar 1854 in Nakel a. d. Netze in Posen, er 
besuchte das Gymnasium in Lissa i. P. und genoß dort seinen 
ersten Talmudunterricht bei seinem Oheim, dem Talmudisten 
R. Hamburger. 1873 bezog er die Universität Breslau und das 
Jüdisch-theologische Seminar daselbst. 1877 promovierte er zum 
Doktor auf Grund seiner Arbeit: „Flavius Josephus in Galiläa", 
1881 wurde er nach bestandenem Rabbinerexamen zum Rabbiner 
in Saaz erwählt, wo er im 37. Lebensjahre am 3. Jänner 1891 
gestorben ist und daselbst beerdigt wurde. — Sein Sohn ist der 
Münchener Rabbiner Dr. Leo Baerwald. 
4. Dr. Simon Stern von 1891—1930; 
geboren 11. Feber 1856 in Nové Mesto n. V. (Slowakei), be¬ 
suchte die Mittelschule und die theologische Hochschule in 
Rb. Dr. Aron Baerwald Rb. Dr. Simon Stern 
Rb. Dr. Heinrich Schwenger Eduard Glaser 
Preßburg, die Universität in Wien, Schüler Brentanos und 
Zimmermanns, übernahm 1880 die Leitung des israel. Knaben¬ 
waisenhauses in Prag, wurde 1888 Rb. in Mißlitz, woher er 
1891 nach S. berufen wurde. In seinem Werke: „Religion des 
Volkes und Religion des Individuums" zeigt er, wie aus der 
Religion des Individuums mit dem Zwecke, das Individuum in 
die ideale Sphäre zu erheben, Religion des Volkes, ein neues 
Mittel im Kampfe ums Dasein wird. Weitere Werke: „Das 
europäische Israel. Der Kampf des Rabbiners gegen den 
Talmud im 17. Jahrhundert; Tolstoi, Zola und das Judentum"; 
verschiedene Aufsätze in drei Jahrgängen der „Jüdischen Chro¬ 
nik", deren Redakteur er war. Er war mehrere Jahre Obmann 
des Rabbinerverbandes in Böhmen und Mitglied des Obersten 
Rates; am 29. August 1930 gestorben und hier beerdigt. 
5. Dr. Heinrich Schwenger 
aus Kejzlitz bei Humpoletz (Böhmen), absolvierte das Gymna¬ 
sium in Prag, oblag den philosophischen und theologischen 
Studien an der Universität und an der israel. theol. Lehranstalt 
in Wien, wo er den philosophischen Doktorgrad und das Rabbi- 
natsdiplom erwarb. Erschienene wissenschaftliche Arbeiten: 
Rb. Dr. Abr. Frank 
Dr. Siegm. Maybaum 
Zatec 4 
Saaz
	        
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