Volltext: Die k. k. Tabakfabrik zu Schwaz in Tirol

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Ziehungen Tirols zu den Nachbarprovinzen der 
Monarchie als ein aktuelles Gebot der Not¬ 
wendigkeit wieder und diesmal mit Erfolg zum 
Ausdruck gelangten. 
Die im Jahre 1828 endlich erfolgte Ein¬ 
führung des Tabakmonopols in Tirol und Vor¬ 
arlberg veranlaßte die k. k. Hofkammer, gleich¬ 
zeitig mit der Aufhebung der privaten Tabak¬ 
produktion die Gründung von Monopols-Erzeu- 
gungsstätten ins Auge zu fassen. Dabei wurde für 
die Einlösung und den Betrieb der in Nordtirol 
üblichen Fabrikationszweige Schwaz ausersehen, 
indem der vorhin geschilderte Notstand der 
Bevölkerung und die Würdigung d^r von Schwaz 
im Befreiungskriege erduldeten Mühsale auf die 
Wahl des Ortes einen gewichtigen Einfluß aus¬ 
übten. Für Südtirol wurde in Trient, dem Haupt¬ 
sitze der privaten Tabakindustrie, eine Filial¬ 
fabrik gegründet, die mit der Schnupftabak¬ 
fabrikation betraut wurde. 
Die Gemeinde Schwaz war 1828 einsichtig 
genug, der von der Regierung angeregten Grün¬ 
dung eines tabak-industriellen Betriebes eifrig 
entgegen zu kommen und den Einwohnern eine 
viel versprechende Erwerbsgelegenheit zu er¬ 
schließen. Der » Tabakfabriken - Einrichtungs¬ 
kommission«, einer Vereinigung heimatliebender 
Männer, gebührte das Verdienst, daß alle Vor¬ 
arbeiten und Verhandlungen umsichtig und zeit¬ 
gerecht vollendet wurden. So trat die neue 
» Filial-Tabakfabrik«, getragen von der frohen 
Zuversicht der Bürger, von der erwerbsuchenden 
Bevölkerung freudig begrüßt, durch die kräftig 
aufstrebende Monopoltendenz gefördert, im Jahre 
1829 mit der Gewähr einer gedeihlichen Ent¬ 
faltung ins Leben. Seit mehr als sieben Jahr¬ 
zehnten verbreitet dieser Betrieb nunmehr seinen 
befruchtenden Einfluß auf Handel und WTandel 
der Kleinstadt, die sich aus dem wirtschaft¬ 
lichen Tiefstande wieder zu einer von Kleinmut 
befreiten Lebenshaltung emporgerungen hat. 
Die an anderer Stelle'2 beschriebenen Eigen¬ 
heiten der Tiroler Tabakproduktion haben die 
äußere Entwicklung der Schwazer Tabakfabrik 
2 Fachliche Mitteilungen der österreichischen Tabak - 
regie, VI. Jahrgang, 1. Heft: »Die Einführung des Tabak¬ 
monopols in Tirol« vom Verfasser. 
in den ersten Jahrzehnten ihres Bestandes nicht 
wenig beeinflußt. Die dem Monopole entgegen 
wirkenden Tendenzen wurden zwar 1829—1835 
zurückgestaut, allein deren Wiederkehr in den 
Jahren 1848—1851 und 1860 war bisweilen 
für den schwunghaften Fabrikationsbetrieb ein 
empfindliches Hemmnis.3 Die Erweiterung des 
geschlossenen Fabriksterritoriums erreichte daher 
erst im Jahre 1885 die von den öffentlichen 
Verkehrswegen vorgesteckten Grenzen. 
Die hier folgende Schilderung ist .ein Aus¬ 
zug aus dem Gedenkbuche des Betriebes und 
fußt auf den Archivalien der Fabrik, soweit 
nicht andere Belegstellen ausdrücklich berufen 
werden. 
II. 
Grunderwerbung und bauliche Entwicklung. 
Der Ursprungs wert der Schwazer Fabriks- 
baulichkeiten betrug Ende Juli 1904 im ganzen 
Ii 630.466*29 oder mit Rücksicht auf die ab¬ 
geschriebenen Tilgungsquoten K 268.125*23. 
Die bauliche Ausgestaltung dieses Realbesitzes 
läßt deutlich mehrere Bauperioden erkennen, 
die mit den jeweiligen Erzeugungsverhältnissen 
des Betriebes in engster Wechselbeziehung 
stehen. 
Erste Bauperiode (1829—1842). 
In der kaiserlichen Entschließung, betreffend 
den Bau einer »Filial-Tabakfabrik« in Schwaz, 
vom 20. April 1829 wurde angeordnet, »daß 
für den Fall, als die durch Auflösung des 
k. k. Bergamtes in Schwaz entbehrlichen Ärarial- 
gebäude ganz oder zum Teile hiezu benutzt 
werden können, auf deren Verwendung Bedacht 
genommen werden sollte«.4 Doch waren die 
Bergamtsgebäude für den vorgehabten Zweck 
teils wegen ihrer entfernten Lage, teils wegen 
ihres unaufhaltsamen Verfalles ungeeignet; 
zudem wurde von der umsichtigen »Tabak¬ 
fabriken - Einrichtungskommission « von allem 
3 Fachliche Mitteilungen der österreichischen Tabak¬ 
regie, V. Jahrgang, 3. Heft: »Der Tiroler Bauerntabak« 
vom Verfasser. 
4 K. k. Statthaltereiarchiv Innsbruck, Konv. Fabrik 
Schwaz 1830.
	        
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