Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Frühjahr 1915 (1 ;)

Hier muhte die Gruppe Hauptmann Högn dem schweren Artilleriefeuer auf Tracze ausweichen, 
um sich dann schließlich in einem Graben vor Rzuchowa aufs neue zu sammeln. Eben wollte Haupt- 
mann Högn die im schweren Kampfe befindliche 1. und 2.Kompagnie verstärken, als er vom Re¬ 
gimentskommandanten angewiesen wurde, seine Gruppe als Regimentsreserve auszuscheiden. Da 
sich ein Angriff auf die bei Rzuchowa feststehenden Russen als aussichtslos erwies, hatte Oberst 
von Soos mittlerweile den Befehl ausgegeben: „Eingraben, Sturm unterbleibt vorläufig, Durch- 
führung erst unter dem Schutze der Dunkelheit." 
Auch das 3.Regiment hatte am 5. morgens im Angriff über das bewaldete und von Wasser- 
rissen durchzogene Gelände bei Podgorki nur geringe Fortschritte gegen die Höhe zu erzielen 
vermocht. Schon um 6,45Uhr früh mußte Oberst Bonbank seine schwer ringenden Bataillone an- 
weisen, sich einstweilen mit dem Halten der erstrittenen Linien zu begnügen. 
Nicht besser war es dem 4. Regiment ergangen. Oberst Lercher setzte den Angriff auf die 
Russenstellung, Höhe 269,schon im Morgengrauen an. Am rechten Flügel gewann das II. Bataillon 
Hauptmann Przezdziecki im heftigen Abwehrfeuer der Russen nur langsam Raum und arbeitete 
sich mühsam bis auf 200 Schritte an den Feind heran. >Zn der Mitte stand das am weitesten vor- 
gedrungene I. Bataillon, Hauptmann Sarlag, im heißen Kampfe. Maschinengewehre, die in 
Stellung gebracht wurden, um die stürmenden Kaiserjäger durch Feuer zu unterstützen, wurden 
durch die russische Artillerie iu Trümmer geschossen. Trotz aller Bemühungen konnte sich das 
Bataillon Hauptmann Sarlag und auch die links angeschlossene Kompagnie des III. Bataillons 
Major Szamvald der von den Russen zäh verteidigten Höhe 269' nicht bemächtigen. Am Nach- 
mittag meldete Hauptmann Sarlag seinem Regimentskommandanten, daß ein weiteres ZortKom- 
men nicht möglich sei. Er werde daher mit dem I. Bataillon erst unter dem Schutze der Dunkelheit 
überfallsartig zum Sturme vorbrechen. 
So sahen sich die Regimenter der 8. Division am 5. Mai noch immer von den zäh sich verteidi- 
genden Russen im Winkel zwischen Dunajec und Biaia festgehalten. Die Kaiserjäger hatten sich 
wiederum Schritt um Schritt mit Blut erkaufen müssen. Vom I. Regiment waren unter anderen 
Fähnrich Kossuth, Schiffmann, Kurzweil unt> Rotter verwundet worden. Unter den Todesopfern 
des 3.Regiments befand sich KadettTlementschitsch. Leutnant Georg Hummer und Fähnrich Urbanek 
hatten Verletzungen erlitten. Auch dem 4. Regiment kostete der Tag neue schwere Berluste. Fähu- 
rich Robert Freih. von Lattermann war gefallen. Hauptmann Konas und Mager, Kadettaspirant 
Pelonsek und Kaniovskiz erlitten Verletzungen. 
Die Kaiserjäger, die hier zwischen Dunajec und Biala vergeblich geblutet hatten, konnten den 
Riegel nicht sprengen, der den Zugang nach Tarnow versperrte. So entschloß sich Feldmarschalleut- 
nant Roth, die Hauptkraft der S. Division an den rechten Flügel herüberzuziehen, um die Tnt- 
scheidung im Kampfraum der 3.Division zu erzwingen. Zwischen Dunajec und Biala sollten nur die 
nötigsten Kräfte — das 1. Regiment, fünf Landsturmbataillone und Artillerie — unter dem Be¬ 
fehl des Obersten von Soos verbleiben, um den Feind dort festzuhalten. Diese Befehle wurden 
abends ausgegeben. 
Wegen des immer mächtiger anschwellenden Flankenfeuers hatte Oberst Bonbank inzwischen 
die Kampflinien des 3.Regiments aus den erstrittenen Stellungen bis an den Rordrand von Pod- 
gorki zurücknehmen müssen. Ans dem gleichen Grunde und auch um den Anschluß an das 3.Re¬ 
giment sicherzustellen, sah sich auch Oberst von S6os genötigt, den linken Flügel des 1. Regiments 
vom Rücken gegenüber der Höhe 366vom Feinde abzusetzen. Der Russe bemerkte aber diese Be¬ 
wegungen und stieß sogleich nach. Tin heftiges Fenergefecht entspann sich, das bis zum Tinbruch 
der Dunkelheit andauerte. 
Allmählich verstummte der Gefechtslärm. Die Kompagnien in den Schwarmlinien konnten ver- 
pflegt werden. Während sich die durch Landsturm abgelösten Bataillone des 3.und des 4. Re¬ 
giments in der Rächt auf den 6.Mai bei Tracze sammelten, schlichen sich Patrouillen des 1. Re- 
giments gegen die russischen Kampflinien bei Rzuchowa heran. Sie konnten den beginnenden Rück- 
zug des Feindes melden. Major Fößl stieß aus eigenem Tntschluß mit seinem Bataillon sogleich 
über Rzuchowa vor und erreichte die feindlichen Stellungen, ohne Widerstand zu finden. 
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