Volltext: Der Marne-Feldzug ; [1]. Von der Sambre zur Marne (3. 1926)

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Die Operationen der 1. und 2. Armee bis zur Oife. 
über den Verbleib des Feindes herrschte nur insoweit Klarheit, als die 
Engländer im Rückzug in der allgemeinen Richtung über St. Quentin und 
die französische 5. Armee südlich der Oise-Strecke Guise—Hirsau angenommen 
wurden. Die Verfolgung der Engländer fiel nach Lage der Dinge in erster 
Linie der rechten Nachbararmee zu. Mangels ausreichender Aufklärungs¬ 
ergebnisse ließen sich sichere Schlüsse auf das fernere Verhalten des Feindes 
nicht ziehen. Insbesondere mußte es fraglich bleiben, ob die Franzosen sich 
hinter der Oise zu neuem Widerstand setzen oder ihren Rückzug, vielleicht 
unter Deckung durch starke Nachhuten, fortsetzen würden. Einer um 10° 
abends im Armee-Oberkommando eingehenden Meldung des Gardekorps 
war nur zu entnehmen, daß die deutschen Vorposten bei Froideströes von 
Etrsaupont her Artilleriefeuer erhalten und daß nach Aussage von Landes¬ 
einwohnern') „starke französische Truppen aller Waffen die Höhen südlich 
der Oise zwischen Cntre deux Bois und der Gegend von Etreaupont" 
sowie Autreppe besetzt hatten. Generaloberst v. Vülow rechnete damit, daß 
er in jedem Falle den Oife-Abfchnitt nicht ohne Kampf werde gewinnen 
können. Hierzu schien ihm sorgfältige Erkundung und planmäßiger Ansatz 
der Kräfte zum Angriff erforderlich. Es war daher ursprünglich seine Ab- 
sicht, am 28. August seine Armee unter Vornahme ihres rechten Flügels 
(14. Infanterie-Division und X. Reservekorps) bis in die Linie Fresnoy 
le Grand—Seboncourt—le Petit Verly in den erreichten Unterkünften 
ruhen und nur gegen die Oise aufklären zu lassen. Der Ruhetag war auch 
erwünscht, um der linken Nachbararmee, der 3., die am 27. August den Sor- 
monne-Abschnitt mit dem rechten Flügel bei Auvillers erreichen wollte, 
Gelegenheit zum Wiederanschluß und zu engerem Zusammenwirken mit der 
2. Armee zu geben. Eine entsprechende Aufforderung erging um 6*° abends 
an Generaloberst Freiherrn v. Hausen. 
Die in diesem Sinne erlassenen Anordnungen erlitten am späten Abend 
des 27. August einige Änderungen, als sich herausstellte, daß die beiden 
Nachbararmeen ihren Vormarsch in exzentrischen Richtungen fortsetzen 
wollten: die 1. Armee aus der Linie Eombles—Vrancourt nach Westen 
gegen die Somme, die 3. Armee auf dringendes Ersuchen der südlich Sedan 
im Kampf stehenden 4. Armee nach Südosten über Signy l'Abbaye—Thin 
le Moutier auf Le Ehesne—Ehsmery. 
Hiernach war auf ferneres Zusammenwirken mit der 3. Armee nicht 
mehr zu rechnen. Ihrer gleichzeitig ausgesprochenen Bitte um Rückendeckung 
durch die 2. Armee konnte weder nach der taktischen Lage noch wegen der 
großen räumlichen Entfernung entsprochen werden. Desto größeren Wert 
*) Die Landeseinwohner hatten die deutsche Kavallerie für englische gehalten.
	        
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