Volltext: Der Marne-Feldzug ; [1]. Von der Sambre zur Marne (3. 1926)

Entschluß zur überholenden Verfolgung der Franzosen. 
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hatte sich jedoch die Lage von Grund aus verschoben. Ihr wurde nach der 
Auffassung des Armee-Oberkommandos 1 nicht Rechnung getragen, wenn 
die 1. Armee auch weiterhin in ihrer bisherigen Operationsrichtung ver- 
harrte. Vielmehr lag jetzt ihre nächste und wichtigste Aufgabe im 
Zusammenwirken mit der linken Nachbararmee. Die Schlacht bei 
St. Quentin hatte zwar mit einem Siege der deutschen Waffen geendet. 
Eines Eingreifens in die- taktische Kampfhandlung bedurfte es also nicht 
mehr. Es war aber doch anscheinend nur ein frontales Zurückdrängen des 
Gegners erreicht worden. Jetzt galt es, die bisher errungenen Erfolge 
operativ auszubeuten und bis zur Vernichtimg des Gegners zu steigern. 
Darin wußte sich Generaloberst v. Kluck auch in Übereinstimmung mit dem 
Führer der 2. Armee. Hingegen vertrat er in bezug auf die Richtung, in 
der sich dieses Zusammenwirken zu vollziehen hatte, eine abweichende Auf¬ 
fasiung. Die 2. Armee hatte ihn zum Einschwenken gegen die Linie 
La Fere—Laon mit dem Drehpunkt um Ehauny ausgefordert. General- 
oberst v. Kluck besorgte, mit der Durchführung dieser Bewegung den vor 
der 2. Armee zurückweichenden Feind, wenn überhaupt noch, so jedenfalls 
nicht mehr rechtzeitig genug fasien zu können, um zu einer entscheidenden 
Einwirkung zu kommen. Er schätzte die Stärke der Festungen La Före und 
Laon gering. Sie genügte schwerlich, um die Franzosen zur Unterbrechung 
ihres Rückzuges und zum abermaligen Frontmachen zu verleiten. Alles 
aber kam darauf an, in überholender Verfolgung die Flanke des Gegners 
zu gewinnen und ihm den Rückzug abzuschneiden. Was bei Möns und 
Le Eateau nicht gelungen war, die operative Umfassung der feindlichen 
Hauptkräfte, das sollte jetzt mit Aufbietung höchster Marschleistungen 
erstrebt und erreicht werden. Aus dem Armeebefehl der 2. Armee, den der 
nachmittags dorthin entsandte und abends nach Pßronne zurückkehrende 
Generalstabsoffizier mitbrachte, ging jedoch hervor, daß Generaloberst 
v. Bülow am 31. August auf eine sofortige Verfolgung verzichten wollte. 
Die 2. Armee hatte Vesehl, zu halten und zu ruhen und nur die Forts von 
La Före beschießen zu lasien. Der Generalstabsoffizier gab hierzu die 
Erläuterung, „daß der Zustand der Truppen nach den starken Märschen und 
schweren Kämpfen dem Führer der 2. Armee leider nicht ermögliche, die 
Verfolgung sofort mit allen Kräften aufzunehmen"^). Das Armee-Ober- 
kommando 1 glaubte dieser Tatsache auch in den Bewegungen für die eigene 
Armee Rechnung tragen zu müssen, um den Abstand von der linken Nachbar- 
armee nicht zu groß werden zu lasien. Es entschied sich daher für die 
Richtung über Compiögne—Noyon auf Soissons. Der um 9"° abends 
J) v. Kühl, Der Marnefeldzug 1914, S. 104.
	        
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