Volltext: II. Besonderer Theil. (Zweiter Band 1875)

Das fürstliche Schloss 
war einst die Amtswohnung der passauischen Pfleger; es ist 
nunmehr der Sitz des k. k. Bezirksgerichtes und Steueramtes. 
Das Schloss Obernberg ist auf einem Plateau gebaut, das auf 
der Westseite durch den In und an den übrigen drei Seiten durch 
tiefe Gräben begränzt wird. Dass die Feste Obernberg im Mittel- 
alter mit bedeutenden Wehren versehen gewesen sein müsse, geht 
aus der Beschaffenheit ihrer Ueberreste hervor. Die Gräben 
zeigen eine solche Tiefe, wie sie selten irgendwo gefunden wer¬ 
den. Die alten Mauern mit dem runden Turm, welche die 
West- und Nordseite des Burgstalles heute noch theilweise ein¬ 
frieden und woran noch mehrere Schusslöcher und ein Ausfalls- 
pförtchen zu bemerken sind, tragen nur zu deutliche Spuren davon 
an sich, dass die Feste Obernberg einst ein vollendetes Muster 
einer mittelalterlichen Burg gewesen sei. Die mehrfachen lang¬ 
wierigen Belagerungen, bei welchen es den Feinden nie gelang, 
in die Burg einzudringen, insbesonders 1245 durch Herzog Otto 
von Baiern, sind ebenfalls hiefür Beweise. Als aber bei Aus¬ 
gang des Mittelalters in Folge der Erfindung des Schiesspulvers 
das alte Burgenwesen in Verfall geriet, wurden die alten Wehr¬ 
bauten der obernberger Feste ihrem Schicksale überlassen, an 
welchen daher auch bald der Zahn der Zeit zu nagen begann. 
Bischof Wolfgang Graf von Salm sah sich deshalb schon ge¬ 
nötigt, einen den Bedürfnissen der Zeit angemessenen Neubau 
aufzuführen. Er baute deshalb um 1550 das heute noch 
stehende einstöckige Schlossgebäude mit den hohen Giebeln als 
Wohnung und Amtshaus für den jeweiligen Pfleger und Käst¬ 
ner *), welches deshalb später immer den Namen „Neugebäu“ 
führte. Das Wappen des bischöflichen Hochstiftes Passau und 
des Bischofes Wolfgang Salm und die Inschrift über dem 
Eingang des neuen Schlosses verewigt das Jahr und den Grün¬ 
der desselben: 
1550. 
DOMINUS VIDEBIT. 
W. E. P. C. A. SALM. 
’) Vgl. Hoheneck, Genealogie, II., 245. Hansiz, Germ. sacr., 
622.
	        
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