Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

Geschichte tier Juden in Aussig a. d. E. 
Bearbeitet von 
Rb. Dr. J, Stößler, Aussig a. d, E. 
Im Gedenkbuche der königl. Stadt Aussig (c. Üsti 
n./L.) von Friedrich Sonnewend (1839), ist fol¬ 
gendes zu lesen: 
„Nach dem h. Kreisschreiben v. 4. September 1834. 
Z.7732, ist für A. in dem Judenfamilienbuche Nr. 1 die 
Seite 3 und 4 eröffnet worden und bestehen für A. 2 
jedoch unbesetzte Judenfamilienstellen.46 Es hat also 
bis z. J. 1839 in A. keine Juden gegeben. Auch für 
die folgenden Jahre lassen sich aus den im Stadtar¬ 
chiv verwahrten Bevölkerungsnachweisen jüdische 
Einwohner nicht feststellen. Die Ansiedlung von Ju¬ 
den in A. beginnt erst nach dem J. 1848 und nahm 
stetig zu. 
Im J. 1&63 wurde ein Kultusverein gegründet, der 
ein eigenes Betlokal unterhielt und schon im J. 1866 
einen eigenen Friedhof anlegte. In Dr. Marians 
Alter Friedhof 
Aufzeichnungen findet sich darüber folgende Notiz: 
„1866, 5. November, 2 Uhr nachmittags, fand die 
Grundsteinlegung und Einweihung des neuangelegten 
israel. Friedhofes statt, zu welchem Zwecke die israel. 
K. G. von dem Bürger und städtischen Kanzelisten 
Johann Lumpe ein Feld am Kleischer Wege gekauft 
hat. Die Feier eröffnete der Vorstand der Kultus¬ 
gemeinde mit dem in hebr. Sprache abgesungenen 
Choral. Der Teplitzer KRb. David P ick unter Assi¬ 
stenz zweier Vorbeter hielt in Anwesenheit der Mit¬ 
glieder der hiesigen K. G., mehrerer k. k. Beamten, 
des Stadtrates und zahlreicher Gäste eine gediegene 
Rede und der Teplitzer Kantor machte sich als Sänger 
mit reiner Stimme geltend . . . 
Im selben Jahre kaufte der K. V. ein Haus in der 
kleinen Wallstraße, dessen Platz für den Bau eines 
Tempels ausersehen war. Am 18. Oktober 1869 wurde 
von der Statthalterei das K.-G.-Statut bestätigt und der 
K. V. von einer selbstständigen K. G. abgelöst. Die 
erste Matrikeneintragung ist mit 29. Juli 1870 da¬ 
tiert. Mit dem Bau der Synagoge wurde am 1. April 
1880 begonnen. A. zählte damals 30 jüdische Fami¬ 
lien, die das immerhin anerkennenswerte Opfer von 
26.000 fl an Baukosten aufbrachten. Die Einweihung 
fand am 29. August 1880 *) statt. Der „Aussiger Anzei- 
Tempel (Außenansicht) 
Tempel (Innenansicht) 
ger" v. 1. September 1880. Nr. 68, berichtet darüber, 
daß sich zahlreiche Vertreter der Nachbar-K.G„ der 
staatl., städt. und konfessionellen Behörden eingefun¬ 
den hatten. Dazu Abordnungen der Schulen, der Vereine 
und aller Schichten der Bevölkerung. Die Einweihung 
nahm der Teplitzer Rb. Dr. Ad. Rosenzweig vor. 
Die K. G. Raudnitz hatte ihren Tempelchor beigestellt 
und auch der Aussiger Gesangverein wirkte mit. Nach 
der Tempelfeier fand ein Festdiner im Hotel „Zur 
Krone" statt, das mit einer Tanzunterhaltung abge¬ 
schlossen wurde. Die Zeitung fügt ihrem Berichte fol¬ 
gende Worte an: „Es muß unsere wackere K. G. mit 
2* 
10 
Aussig t
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.