Volltext: Markt St. Wolfgang am Wolfgangsee

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auf die rechte Hand gestützt, den Ellbogen auf das Knie, während 
die Linke das Spottrohr hält. Eine längliche viereckige Tafel 
trägt die Inschrift: „Longinus Walther zu Walterswill, Haubt- 
mann der Zeit Hochfr. Salzbrg: Hof: und Khriegs Rath, dann 
Frau Barbara Juliana von Haunsperg, seine Eeheliche Hausfrau, 
haben im Jar 1609 diese Figur stellen lassen " 
Auch dieses alte Denkmal ist mit einer Sage umwoben, von 
welcher zwei Varianten bekannt sind. 
Die ältere lautet: 
Junker Hans Stollhammer von St. Gilgen war in Liebe ent¬ 
brannt zu dem schönen Käthchen, dem einzigen Kinde der 
reichen, aber „bösen" Frau Marthe. Die Nacht vor dem Hoch¬ 
zeitstage zerstört ein verheerender Brand das ganze schöne 
Anwesen der Frau Marthe; unter schrecklichen Verwünschungen 
schließt diese mit den Worten: „Da ich für das Hochzeitsfest 
meiner Tochter kein Fleckchen Erde mehr besitze, so soll meines 
Kindes Hochzeit auf der Eisdecke des Sees stattfinden." Unge¬ 
säumt werden alle Anstalten zu einem Balle auf der glatten 
Fläche getroffen, ausgelassene Lust herrscht, die Musikanten 
von Golling spielen auf dem Felsenriffe ihre munteren Weisen: 
nur Braut und Bräutigam sind voll banger Ahnung; da auf 
einmal bricht das Eis unter den Füßen der Tanzenden, deren 
Tollste Frau Marthe war, alle Hochzeitsgäste samt der bösen 
Alten fanden in den Wellen des Sees gar schrecklichen Tod; 
nur der Junker mit seiner Braut hat durch einen kühnen Sprung 
das rettende Ufer erreicht; erst nachdem Käthchen nach langer 
Krankheit sich langsam erholte, die Brandruine geschleift, jede 
Spur von Marthens Wohnhaus verschwunden und die furcht¬ 
bare Katastrophe etwas vergessen war, wurde fröhliche Hoch¬ 
zeit gehalten. 
Zum ewigen Gedächtnis an diese denkwürdige Begebenheit 
ließ Hans Stollhammer das „Hochzeitskreuz" errichten. 
Bekannter ist folgende Variante: 
Eine frohe Gesellschaft zog einst in klarer Winternacht von 
einer zu St. Gilgen gefeierten Hochzeit über den gefrorenen 
See heim gegen die Ortschaft Ried. Glücklich an das gegen¬ 
überliegende Ufer gelangt, machte sie auf dem Eise halt, um 
einen letzten Tanz zu wagen. Die Spielleute erkletterten das 
steile Felsufer und spielten dort die Fiedel — aber das Eis 
zerbrach und alle kamen jämmerlich um, mit Ausnahme derer, 
die oben saßen. Von ihnen ward das „Hochzeitskreuz" errichtet.
	        
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