Volltext: Der Krieg der versäumten Gelegenheiten

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stisch regiert würden. Das von ihnen verfolgte Ziel fei deshalb die Welt¬ 
revolution. 
Im Laufe dieser Unterhaltungen stiegen mir die ersten Bedenken auf, 
ob eS richtig gewesen war, sich mit den Bolschewisten in Verhandlungen 
einzulaffen. Sie versprachen ihrem Volk Frieden und Glückseligkeit. Wenn 
es ihnen jetzt gelang, zunächst den ersten mit nach Hause zu bringen, mußte 
ihre Stellung den Masten gegenüber, die den Frieden seit Jahren er¬ 
sehnten, sich sehr festigen. Weitere Bedenken bekam ich in meinen Unter¬ 
haltungen mit den Offizieren, besonders mit Admiral Altvater. Mit ihm 
sprach ich viel über das wunderschöne kaiserlich-russische Heer, und wie es 
möglich gewesen, daß die Revolution es so gänzlich zerfressen hatte. Alt¬ 
vater antwortete: 
„Der Einfluß der bolschewistischen Propaganda auf die Massen ist ein 
ungeheurer. Ich habe Ihnen ja schon mehrfach davon erzählt und darüber 
geklagt, daß mir bei der Verteidigung von Osel die Truppe tatsächlich unter 
den Fingern zerrann. So ist es mit dem ganzen Heere gegangen, und ich 
sage Ihnen voraus, daß es in Ihrer Armee genau so kommen wird." 
Ich habe den unglücklichen Admiral - er ist inzwischen ermordet 
worden — direkt ausgelacht. 
Der Frieden von Breft-Litowft 
Die Umsetzung des abgeschlossenen Waffenstillstandes in die Wirklichkeit 
stieß auf großen Teilen der Front auf Widerstand. Nicht, daß die russischen 
Truppen keinen Waffenstillstand wollten, aber, sowohl auf der Südfront 
wie im Kaukasus erkannten sie die Petersburger bolschewistische Delegation 
nicht für befugt an, den Waffenstillstand abzuschließen. Von den im einzel¬ 
nen zur Durchführung der Waffenstillstandsbedingungen bestimmten Kom¬ 
missionen konnte sich nur eine, die für den nördlichen Abschnitt bestimmte, 
an ihren Sitz Dünaburg begeben, während die für den Südabschnitt be¬ 
stimmte vorläufig die Front nicht überschreiten konnte. 
Der Waffenstillstand war abgeschlossen zum Zweck, den Frieden zwischen 
Rußland einerseits und dem Vierbund andererseits zustande zu bringen. Zur 
Durchführung versammelten sich nunmehr die Vertretungen der vier Mächte 
in Breft-Litowsk. Als Vertreter des Deutschen Reiches kam Staatssekretär 
v. Kühlmann. Durch Verfügung der Obersten Heeresleitung wurde ich als
	        
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