Volltext: Seewalchen am Attersee

Wanderer, der in nächtlicher Stunde vorübermußte, lockte er unter 
allerlei Gestalten verborgen in die Grube, wo er ihn die ganze 
Geisterstunde quälte und höhnte, bis der erste Schrei eines Hahnes 
Erlösung brachte. 
Die versunkene Kapelle. 
Zwischen Seewalchen und Steindors ist eine Stelle, die ziemlich 
sumpfig ist. (Fleischhackerwiese.) Dort soll einst eine schöne Ka¬ 
pelle gestanden sein, die nunmehr in der Erde versunken ist. Ein¬ 
mal hatte es lange Zeit geregnet und die Ernte war gefährdet. 
Die Leute beteten und opferten, aber der liebe Gott erhörte sie 
nicht. Da murrten sie wider den Schöpfer und in ihrem Zorne 
beschlossen sie, zum Satan um Hilfe zu rufen. Sie gingen in die 
Kapelle, verspotteten dort Äott, höhnten ihn und riefen: „Wenn 
du es nimmer kannst, so hilft uns ja der Teufel!" Kaum ge¬ 
sprochen, umzuckten fahlgelbe Blitze das Kapellchen, brausend 
fuhr ein Windstoß daher und ein furchtbarer Donnerschlag er¬ 
schütterte die Wände. Die Erde tat sich auf, Schwefelflammen 
loderten empor und Luzifer stieß höllisch lachend seine Beute in 
das ewige Feuer. 
> Der Hund des Teufels. 
Ein Bauer ging einst zur mitternächtigen Stunde durch den 
Tann. Heulend fuhr der Wind durchs Gezweig, daß die alten 
Föhren ächzten und stöhnten, und am Himmel jagte er Wolken 
dicht geballt am bleichen Mond vorüber. Aengstlich lief der Bauer 
seinen Weg und scheu blickte er nach allen Seiten. Da gewahrte 
er zu seinem Entsetzen einen riesigen schwarzen Hund an seiner 
Seite, der lautlos neben ihm einhertrabte. Die funkelnden 
Augen, die gespenstisch den Weg erleuchteten, und die lange rot¬ 
glühende Zunge ließen den Wanderer ohne Zweifel, wer sein Be¬ 
gleiter sei. Zähneklappernd fing nun der Mann zu beten an, aber 
nur leise, um ja den Höllischen nicht zu reizen. So gings durch den 
Wald und als der Rand des Gehölzes erreicht war, sah der Mann 
auch den Hund nicht mehr, lautlos war er in der Erde versunken. 
Nun war der Bauer wieder froh und betend eilte er seiner Be- 
hausung zu. 
Der Geizhals. 
Bor vielen Iahren lebte hier ein Mann, der durch seine Hab- 
gier eine Truhe Gold zusammengewuchert hatte. Als er sein 
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