Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 25 1917 (Nr. 25 1917)

lich zum Sumpf. Der Sumpf ist das Wahrzeichen der 
albanischen Küstenlandschaft mit seiner stellenweisen Unzu¬ 
gänglichkeit, seinen Schwierigkeiten für das Fortkommen, 
mit seinen Fieberdünsten und mit den ungezählten 
Schwärmen von Blutsaugern, die er ausgebrütet hat, 
um jedes Reisen in warmer Jahreszeit zur unerträg¬ 
lichen Qual zu machen. Aber der Sumpf in Albanien 
hat auch seine volkswirtschaftliche Bedeutung. 
Ein flüchtiger Blick auf eine Karte Albaniens zeigt, 
welch unschätzbaren Vorteil Albanien im Gegensatze zu 
Dalmatien dadurch besitzt, daß die Gebirge, von der Küste 
abrückend, breite, ebene Flächen schaffen, die sich in süd¬ 
licher Ergiebigkeit für Anbau und Kultur von Getreide, 
Mais, Tabak, „ Wein, streckenweise auch von Reis und 
Baumwolle eignen. Auch Del und Südfrüchte lassen eine 
reiche Ausfuhr erhoffen. 
Als unsere Truppen gegen Durz (Durazzo) vor¬ 
gingen, lernten sie die berüchtigte Bregu Matit kennen. 
Diesen Namen führt btfc Niederung zwischen Drin und 
Mati, drei Stunden lang und zwei Stunden breit, die 
mit Wald, (Gebüsch oder Gestrüpp, an anderen Stellen 
wieder mit dichtem Schilf- oder Rohrwuchs bedeckt ist 
und sich zu gewissen Zeiten des Jahres durch das 
Wasser der austretenden Flüsse in ein ungeheures 
Sumpfmeer verwandelt, das jedes Passieren unmöglich 
macht. Den Sommer über ist die Bregu Matit durch 
die Miasmen der austrocknenden Wasserflächen ein Herd 
gefährlichen Fiebers. Gewisse tiefere Flächen bleiben aber 
auch im Hochsommer versumpft und grundlos, so daß 
ein Verlassen des Weges nicht ungefährlich ist. Solche 
begriffen. Auffrischung und Vermehrung durch passendes, 
ausländisches Zuchtmaterial ist vonnöten, die vorzüglichen 
Alpenweiden werden das übrige tun. Einen breiten Raum 
werden die Hebung der Landwirtschaft, die Obstzucht und 
der Gemüsebau einnehmen, und da wird der Ingenieur 
für Wasserbau vorarbeiten müssen. 
Literatur, 
®aS Mai-Heft von Paul Kellers illustrierten Monats¬ 
blättern „Die Bergstadt" (Bergstadtverlag Wilh. Gottl. Korn, 
Breslau; Preis vierteljährig 3 Mark) grüßt den Frühling 
außer mit hübschen Gedichten mit einer fesselnden naturwissen¬ 
schaftlichen Plauderei von Rudolf Zimmermann: .Unsere Sing¬ 
vögel im Frühjahr", der elf Abbildungen von Szenen aus dem 
„Familienleben" von Singvögeln nach vortrefflichen Ausnahmen 
des Verfassers beigegeben sind. Einem auf den 13. Mai 1.917 
fallenden geschichtlichen Gedenktage gewidmet ist ein anziehender 
Aussatz von Dr. Gertrud Geffcken in München: „Maria Theresia 
als Mutter". Die Fortsetzung des humoristischen Romans von 
Roland Betsch: „Benedikt Patzenberger" schildert mit übermüti¬ 
ger Satire gewisse „dekadente" Münchner Künstlerkreise, in 
denen der Held des Romans sich gerade bewegt. Die Fortsetzung 
der drolligen, von Roland Betsch verfaßten und von Georg 
Schütz bebilderten Aviatiade „Flinz und Flügge" zeigt diese 
beiden fidelen Helden schon im Lustkampf in Feindesland. Die 
prächtigen Tafelbilder dieses Heftes haben die Maler Otto 
Günther-Naumburg, Kuno Albrecht und Hans Rudolf Schulze 
sowie die Radierer Franz Hecker und Hans am Ende beige¬ 
steuert. 
Wiener G'müat. Erzählungen und Skizzen von Maria 
Köck. (Verlag Tyrolia, Innsbruck, K 6.— .) Recht ansprechende 
Mehrschild der Studenten-Kongregation in Linz. 
(Phot. Flieger, Linz.) 
reichsten Fundorte dieses Minerals; es erreichte oft eine 
Reinheit von 98 Prozent, was sogar das Produkt der 
Asphaltgruben von Jamaika übertrifft. Zwei englische 
Mineralogen, die diese Gegend im Jahre 1913 besucht 
haben, versicherten dem Autor des Artikels, daß die 
Asphaltgruben von Selenitza eine große Zukunft haben, 
und daß sich ihre Ergiebigkeit verzehnfachen könne, so¬ 
bald man neue Schächte in die weite Fundstätte schlagen 
werde. Es sei wahrscheinlich, daß das untere Becken der 
Vojusa, in dem Selenitza gelegen ist, gleichfalls Petro¬ 
leum enthalte, ebenso wie das Gebiet südlich von El- 
bassan, wo heiße Quellen und die Ausströmung von 
brennbaren Gasen diesen Schluß zulassen. In Kossowo, 
nahe von Pristina und Wutschetrin, wurden Chromlager, 
allerdings in primitivster und unzulänglicher Weise, 
ausgebeutet. 
Wohl den größten Reichtum des Landes bilden seine 
Wälder, wenn sie auch ungepflegt, mitunter sogar ver¬ 
wüstet sind. Man kann sagen, daß der Wald die natür¬ 
liche Bodenbedeckung dieses Landes bildet. In den Wäl¬ 
dern der Ebene machen Rüster, Esche und Eiche den 
Hauptbestand aus, auf den Bergen die Steineiche. Hier 
wäre die Forstkultur der Korkeiche (Kork wird bekannt¬ 
lich dermalen aus Afrika eingeführt) gewiß lohnend. Auf 
den Höhen über 1000 Meter findet man ausgedehnte 
Flächen mit Fichten, Tannen, Kiefern und Buchen. 
Man kann also nicht behaupten, daß Albanien ein 
Stiefkind der Natur sei. Die Notwendigkeit, in Alba¬ 
nien Kulturarbeit zu schaffen, entspringt vor allem aus 
seiner beherrschenden Lage an der Ostküste der Adria. 
Das macht Albanien wichtig für uns, weil wir eine 
führende Rolle aus diesem Meere anstreben. Aber unseren 
Zwecken kann, wie FML. O. v. Gerstner in einem in¬ 
teressanten Aufsatze in der „Tiroler Soldatenzeitung" 
betont, nur ein wohlgeordnetes, kultiviertes, aufblühendes 
Albanien von Nutzen sein; es dazu zu machen, lohnt 
sicher unsere Mühe. Um die Schätze der Natur zu heben, 
mit denen Albanien gewiß nicht kärglich bedacht ist, 
muß vorerst ein Netz von guten Wegen geschaffen werden. 
Albanien hat alle Bedingungen für die Aufzucht und 
Entwicklung eines zahlreichen Viehstandes, Pferde in¬ 
Der größte und der kleinste „Kesse" in Linz. 
P- Instinns Wöhrer 0. Cist., Direktor des Arivat 
gyrnnastnms in Wikhering 
erhielt das Ritterkreuz des Franz-Josef-Ordens. 
Stellen bilden auch die Brutstätten der ungezählten 
Heere von Insekten (Moskitos, Stechfliegen), die Mensch 
und Tier zur Verzweiflung treiben können und Träger 
des Fiebers sind. Ab und zu kommt man bei Ueber¬ 
windung des Sumpfes wieder zu einem größeren Wasser¬ 
laufe, der nicht mehr zu durchwaten ist, aber nur sehr 
selten zu einer Brücke. Gewöhnlich geschieht die Ueber» 
setzung mittels gebrechlicher Kähne, die, zu zweien ge¬ 
koppelt, vier Pferde mit ihren Begleitern fassen. 
Bei der reißenden Vojusa (Vjosa), die tief und 
wasserreich ist, steigern sich die Schwierigkeiten der 
Uebersetzung, zu der ein schwerfälliger Ponton benützt 
wird. Die Pferde werden mit allen erdenklichen Mitteln 
der Gewalt zum Uebersprimgen einer meterhohen Bord¬ 
wand gezwungen oder am verlängerten Zügel schwim¬ 
mend dem Kahne nachgezogen. Das eine wie das andere 
geht begreiflicherweise nicht immer ohne Beschädigung 
oder Verlust des Tieres ab. So sieht es auf dem schönen 
und fruchtbaren Küstenstriche aus, der sich entlang dem 
Meere erstreckt und zwischen Durz und Tirana eine 
Breite von über 30 Kilometern des gesegnetsten, anbau¬ 
würdigsten Bodens erreicht, aber auch fast überall ein 
Bild traurigster Verwahrlosung bietet. Welche Bedeutung 
würde bei sorgsamer Bearbeitung die Muzakja erlangen, 
der breite Landstrich zwischen den Flüssen Skumbi und 
Semeni, der vor den Balkankriegen als Weidegrund für 
Tausende guter und leistungsfähiger Pferde diente. 
Und über diesem zukunftsreichen Küstenstrich erhebt 
sich das Bergland Albaniens. Seine unterirdischen Schätze 
sind noch nicht erschlossen, aber Proben von Eisen, Kupfer, 
Blei und Steinkohle sind reichlich vorhanden. Nach der 
„Albanischen Korrespondenz" berichtet das Bukarester 
albanische Organ, daß sich Kohlenlager in der Um¬ 
gebung von Prizrend und Tirana befinden; in der Nähe 
von Kortsena wird seit vielen (Jahren eine Art von 
Lignit ausgebeutet, dessen Adern, fast zu Tage liegend, 
sich gegen Kolonia bei Vithkuqc (Viskuc) ausdehnen. Bilder aus Oberösterreich: Kochgotisches Marterl in 
Die Asphaltgruben von Selenitza, 25 Kilometer von Lorch. (^0t. Harter, Steyr.) 
Vlora, seit der Römerzeit berühmt, scheinen einer der
	        
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