Volltext: Zweites Bändchen. (2. 1913)

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dem Heuboden sahen. Auch hatte derselbe ein kleines Fläschchen in seiner Truhe, 
worin er einen Teufel eingesperrt hatte, der ihm auch sonst die schwersten Ar- 
beiten verrichten mußte. 
Da war einmal ein Sonntag. Der Bauer sagte, am nächsten Tage würde 
es zum "Düngen". Der Knecht saß wieder den ganzen Sonntag im Wirtshaus 
und kam erst spät abends nach Hause. Der Bauer war noch nicht zu Bette 
gegangen und machte dem Knechte die Haustüre auf. Dieser fluchte und schimpfte über 
das „Düngen" und lästerte seinen Herrn. Er schalt und zankte ihn aus und ging 
schließlich mit ihm eine Wette ein, er wolle ihm diese Nacht noch den „Mist" 
ausführen. Der Bauer ließ ihn gehen und legte sich zur Ruhe. Da hörte man während 
der Nacht Peitschen knallen, Leute rufen, Wagen fahren als ob das ganze Haus auf 
den Beinen wäre. Und siehe! am anderen Morgen war die ganze Arbeit getan und 
der faule Knecht freute sich darüber. Aber die Strafe sollte nicht ausbleiben. Auf 
dem Felde, wohin der Teufel den Dünger geführt hatte, wuchsen lauter Steine 
und kein grünes Hälmchen war auf ihm zu sehen. Noch heute sind dort keine 
Pflanzen, sondern nur Steine zu sehen. Der Knecht kam dadurch in Verruf bei 
den Bauern und in der ganzen Umgebung. Er mußte seinen Dienst verlassen und 
fortziehen. Man hat nie mehr etwas von ihm gehört. 
* 
Allerlei aus dem obersten Mühlviertel. 
(Von Maria Radinger, Bäuerin in der Pfarre St. Oswald bei Haslach.) 
Unweit unseres Hauses (des Nußbaumergutes in Unteruresch Nr. 8) liegt 
der sogenannte Zarghof. Wenn man dieses schöne Anwesen, das in Mitten üppiger 
Felder und Wiesen friedlich daliegt, betrachtet, kommt einem unwillkürlich der Ge- 
danke: das muß einmal eine Art Edelsitz gewesen sein. In diesem Eindrucke 
werden wir bestärkt, wenn uns die freundliche Besitzerin in das „Stöckl" mit den 
uralten künstlich gefertigten Fenstergittern und dann durch einen flüsteren Gang 
in die oberen Gemächer führt, wo wir die großen künstlichen Schlösser und Tür- 
bänder sowie die schön geschnitzten Plafondbalken bewundern. Bemerkenswert ist 
auch der auf Säulen gewölbte Saal und das Gefängnis mit dem der Mauer 
angebrachten eisernen Ringe, das uns alle die Hexen- und Spukgeschichten ins 
Gedächtnis zurückruft, die alte Leute noch heute oft zu erzählen wißen, z.B. die 
Sage von der weißen Frau, die des Nachts kam und die Kinder betreute aber 
alles verkehrt tat oder die vom Goldschmidl, das während der Nacht in den 
 Mauern gar arg pochte und klopfte, dann aber weder dem Pferde im Stalle die   
eingenetzten Haare zusammenflocht, so daß diese in der Frühe noch rinnaß waren. 
Leider hat das Gebäude durch den Zahn der Zeit und durch Jahrzehnte dauernde 
Verwahrlosung gewaltig gelitten. Was mir über einige der früheren Besitzer dieses 
Gutes zu Ohren gekommen ist, will ich im folgenden kurz und schlicht erzählen. 
Vor etwa 60 oder 70 Jahren übernahm den Zarghof ein gewisser Ober- - 
müller. Der neue Besitzer war keineswegs zu beneiden. Denn er konnte keine Braut 
mit dem notwendigen Geld finden, geriet immer ein in Schulden, durfte nicht 
einmal den Wald nach seinem Gutdünken, wie er wollte, abschlagen und zu guterletzt 
wurde ihm das Haus auf gerichtlichem Wege verkauft. Es blieben ihm nur mehr 
1000 fl. übrig, die auch mit der Zeit aufgingen. Obermüller kam tn die „Einlage" 
und starb bei guttätigen Verwandten in der Neumühle.
	        
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