Volltext: Von der Einnahme von Brest-Litowsk bis zur Jahreswende 3 : Das Kriegsjahr 1915 2 [Textbd.] (3 : Das Kriegsjahr 1915 ; 2 ; [Textbd.] ;)

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Die Eroberung Serbiens 
Mit dem Eintritt ins Gebirgsinnere und mit zunehmendem Winter 
vervielfältigten sich die Leiden, von denen die Trümmer des Serben¬ 
heeres in diesen furchtbaren Wochen heimgesucht wurden. Sie erreichten 
Mitte Dezember den Gipfel des kaum noch Ertragbaren. Die DrinD.II 
verzeichnet in diesen Tagen innerhalb von zweimal 24 Stunden einen 
Verlust von 981 Mann, und ihr Führer fordert am 19. Dezember mit 
Ungestüm, daß dem „ruchlosen Martyrium" ohne Zögern ein Ende be¬ 
reitet werden müsse. Auch die Leichen von tausenden Weibern, Kindern 
und Greisen säumten den Weg. Wer lebend liegen blieb, fiel der Blut¬ 
rache der Arnauten zum Opfer1). 
Das serbische Machtaufgebot mag während des Herbstfeldzuges 1915 
samt den Ersätzen 340.000 Streiter betragen haben; der Gesamtverlust 
wird mit 94.000 Toten und Verwundeten angegeben2). Von den ungefähr 
70.000 Verwundeten ist wohl der größte Teil in Gefangenschaft geraten. 
DieZahl der von den Armeen der Mittelmächte (3. und 11.) eingebrachten 
Gefangenen betrug bis Ende November 120 Offiziere und 124.000 Mann; 
bei den Bulgaren etwa 50.000 Mann. Gewaltig war die Kriegsbeute. Die 
beiden erstgenannten Armeen hatten dem Feinde 397 Geschütze, 48 Ma¬ 
schinengewehre, 12 Minenwerfer und 208 Munitionswagen abgenommen. 
Die Bulgaren mögen etwa 200 Rohre3) erbeutet haben. Eine Unmenge 
von Waffen aller Art und von Kriegsgerät ist durch die Serben ver¬ 
nichtet, manches Stück auch — in der nicht unberechtigten Hoffnung auf 
Wiederkehr — vergraben worden. 
Die Opfer der Verbündeten hielten sich in erträglichen Grenzen; 
sie waren in weit höherem Maße durch Mühsale und Entbehrungen aller 
Art wie durch Waffenwirkung hervorgerufen worden. Eine einigermaßen 
verläßliche Gesamtziffer läßt sich nach den vorhandenen Angaben nicht 
bieten. Die öst.-ung. Streitkräfte mögen 18.000 Mann an Toten, Ver¬ 
wundeten und Vermißten eingebüßt haben. 
*•) Serb. Gstb.W., XIII, 339 und 346. Das Los der serbischen Armee hatten auch 
zahlreiche öst.-ung. Offiziere und Soldaten geteilt, die im Jahre 1914 in Gefangenschaft 
geraten waren und bereits ein Jahr schwerster Entbehrungen hinter sich hatten. Der 
größere Teil wurde allerdings schon vor dem Rückzug des Heeres über Albanien ab¬ 
geschoben und nach Italien gebracht. Eine nicht unbeträchtliche Zahl konnte sich auch 
zu den Verbündeten durchschlagen. Vgl. u. a. Weiland, In Feindeshand (Wien 
1931), II, 5ff. 
2) Schwarte, Der deutsche Landkrieg, II, 390. 
3) In den Geschützzahlen sind die zahlreichen alten, vielleicht noch aus der 
Türkenzeit stammenden Kanonen nicht inbegriffen, die von den Serben in den von 
den Verbündeten eroberten Orten zurückgelassen wurden.
	        
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