Volltext: Oberösterreich im Weltkrieg

Kriegsgefangene in Oberösterreich. 213 
dreimonatigen Arbeiten (früher auch in Niederösterreich und Steiermark) wurden vom 
Berichterstatter und seinem Assistenten im ganzen 1087 Mann gemessen und davon 691 
photographiert. Um auch die Sprache der wichtigsten Völkerstämme festzuhalten, wurden 
auf 28 Platten phonographische Aufnahmen gemacht. Hiezu wurde auch ein Musik¬ 
historiker (Dozent Dr. B,. Lach) beigezogen, weil auch Gesänge phonographisch auf ge¬ 
nommen wurden. Die photographischen und phonographischen Aufnahmen werden zunächst 
dem Archiv der Akademie der Wissenschaften einverleibt, doch auch Unterrichtsanstalten, 
namentlich den Hochschulen, Forschern usw. zugänglich gemacht werden, so daß der 
Krieg in dieser Richtung eine Bereicherung der Wissenschaft und der Forschung nach 
sich gezogen hat. 
Gefangenenlager Marchtrenk (Gesamtansicht). 
Im Kriegsgefangenenlager von Wegscheid. 
Der schwedische Schriftsteller Gunnar Berndtson hat das große Kriegs¬ 
gefangenenlager bei Wegscheid besucht und darüber einen interessanten 
Artikel an Göteborgs „Aftonbladet“ vom 9. Oktober 1916 geschrieben, der aus¬ 
zugsweise auch in andere schwedische Blätter übergegangen ist. Aus dieser Schil¬ 
derung sei folgendes mitgeteilt: Nachdem er die Reise in das Gefangenenlager und den 
Empfang dort geschildert, schreibt Berndtson: Das Gefangenenlager, auf einer 
keilförmigen Landstrecke zwischen Traun und Donau gelegen, ist etwa vier Kilo¬ 
meter lang, mit einer wechselv ollen Breite von 1 bis 3 Kilometer, und ist größer 
als die Stadt Linz; es kostete achteinhalb Millionen Kronen. Da aber der Staat 
den Bauplatz kaufen mußte, erhöht sich die Ziffer auf 12 Millionen. Die Summe 
scheint ja ungeheuer groß zu sein, aber sie ist es nicht, wenn man bedenkt, daß 
man für dieses Geld gute Unterkünfte für hunderttausend Menschen bereitet hat. 
Die 900 Gebäude sind in 11 Gruppen mit je 80 bis 110 Häuser eingeteilt. 
Gemeinsam für das ganze Lager sind : eine Kirche, eine Moschee, eine Synagoge 
und ein Friedhof mit Kapelle; weiter eine große Bibliothek mit vielen tausend 
russischen Büchern, Post- und Telegraphen- und Telephonstation, dazu Feuer¬ 
wache, Bäckerei, Schlächterei und Kleidermagazin. 
Die Gruppen sind voneinander durch ein 2*70 Meter hohes Drahtgitter 
geschieden. Zu jeder Gruppe gehören : Mannschaftsbaracken für je 200 Mann
	        
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